Als ich das erste Mal hörte, dass es seinen IKEA-Paragraphen gäbe, hielt ich es für einen schlechten Witz, doch je länger ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es mir.
Wie viele unnötige Paragraphen stehen schließlich in deutschen Gesetzesbüchern. Also tat ich, was man tut, wenn man etwas nicht weiß, ich schaute nach.
§434 Abs. 2 Satz2 des BGB sagt, dass eine falsche Montage durch den Verkäufer einen Mangel darstellt.
Ein Sachmangel liegt bei einer zur Montage bestimmten Sache ferner vor, wenn die Montageanleitung mangelhaft ist, es sei denn, die Sache ist fehlerfrei montiert worden.
Während ich so darüber nachdenke, wer mit so einfachen Anleitungen wie denen von Ikea Probleme haben könnte, klingelt mein Telefon.
„Duuuuuuuu,“ flötet mir meine Freundin J. in´s Ohr und ich weiß sofort, sie will etwas von mir.
„Ja, was soll ich tun?“ antworte ich daher, um das Gespräch und die Süßholzraspelei abzukürzen.
„Also, L. und ich waren ja heute bei Ikea.“ Aha denke ich und weiß schon, was gleich kommt. „Du weißt ja, L. und ich sind nicht so gut darin, die Sachen aufzubauen.“
Ich muss mir ein Lachen verkneifen. „nicht so gut darin“ ist eine derartige Untertreibung wie „der Ozean ist ein bisschen tief.“
„Wir haben auch nur zwei Kommoden und ein Regal gekauft,“ verteidigt sie ihren Einkauf.
„Ist ja gut,“ sage ich, „das ist ja schnell gemacht. Eine Stunde später bin ich nicht nur die zehn Minuten mit dem Auto zu ihr gefahren, sondern es stehen auch alle drei neuen Möbelstücke bereit zum Einsatz.
Und da wird mir klar, der IKEA-Paragraph ist nicht so sinnlos, wie gedacht.
© Aroundtheworld 2021-08-29