Der Jagdschuh des kleinen Mannes

Bader

by Bader

Story

Meine ersten Jagden habe ich in Lederschuhen bestritten. Unsere bäuerlichen Jagkameraden gingen fast nur mit Gummistiefel zur Jagd. Ich habe daraus geschlossen, dass sie sich keine Lederschuhe leisten konnten. Heute hab ich selbst eine ganze Armada von verschiedensten Stiefeln.

Ich liebe meine Gummistiefel. Wie gesagt, ich hab ja auch genug davon. Die Zahl schwankt ein bißchen, je nach Abnützung, aber zehn bis zwölf Paar sollten es schon sein.

Da sind zu aller erst meine ersten Stall- bzw. Praxisstiefel. Echte, charakteristisch dem Zweck entsprechend riechende Stiefel aus schwarzem Gummi. Die haben mich schon in den Studienzeiten auf der Hochschule begleitet. Sie verweilen jedoch seit meinem Studienabschluß im Ausgedinge.

Ein Paar, das ich heute immer noch bei besonderen Jagden, zum Einsatz bringe, sind meine Designer Silikon Jagdstiefel. Die hab ich mir gekauft als ich zur Hahnenjagd nach Russland gereist bin. Ledergefüttert und stink teuer. Apropos stinken, sie stinken nach Kuhmist, sind absolut wasserdicht, jedoch schon sehr von Kot und Harn aufgeraut. – Unansehnlich, aber immer noch brauchbar. Sie gingen letztes Jahr in Pension und werden nur mehr für Treibjagden in unseren Jagdrevieren verwendet.

Ich kann es nicht glauben, dass der Stallgrind nicht runtergeht und der Gummistiefel wieder glatt wird. Er hat schon so viel geleistet.

Ganz billige Lagerhausgummistiefel aus Plastik habe ich zwei Paar. Zum Wegwerfen zu schade, zum Verwenden bei der Jagd zu schlecht, da die Sohle nur mehr wenig Profil besitzt. Weiche Stiefel, leicht zum An- und Ausziehen. In jeweils einem Stiefel der beiden Paare ist ein Loch, was zu nassen Füßen und im Winter garantiert zu eisig kalten Füßen, wie bei allen anderen auch, außer bei den ledergefütterten, führt. Ich liebe diese Gummistiefel, eigentlich sind es ja Kunstoffstiefel, weil echte Gummistiefel, wie früher die schwarzen, die schon nach Gummi gerochen haben, die gibt es auch im Lagerhaus nicht mehr. Nur mehr billige Plastikstiefel oder teure Silikonstiefel.

Solche habe ich auch!

Meine Fischerstiefel verwende ich für die Sumpfjagden. Das ist praktisch, weil die reichen das ganze Bein hinauf und lassen kein Wasser durch, sind dicht bis obenhin, richtig für den tiefen morastigen Moorboden.

Leider haben wir wenige Sümpfe bei uns, weshalb die Stiefel nur einmal in Russland verwendet wurden und deshalb obwohl sie schon viele Jahre alt sind, noch relativ neu ausschauen. Einmal hab ich sie in meinem Gartenteich zum Ausräumen des Schlicks verwendet, bin dabei umgekippt und zur Gänze untergetaucht. Dabei konnten die Fischerstiefel auch innen nicht trocken gehalten werden. Pech, habe lange gebraucht, um sie wieder trocken und sauber zu bekommen.

Neuerdings hab ich mir Stiefel mittlerer Preisqualität gekauft. Für die Jagd sollten sie sein, jetzt trag ich sie erst recht wieder im Stall. Bis der Stiefel rauh und abgewetzt ist, dann kommt er wieder ins Ausgedinge.

© Bader 2020-07-27

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