by Frihet
Es ist wahr und wahrhaft schwierig. Dieses Erlebnis. Getrieben in meinem Kopf schleichen sich diese Gedanken immer und immer wieder empor.
Es beginnt mit innerer Unruhe, Anspannung, ein ungemütliches Gefühl breitet sich in meinem Körper und vor allem in meinem Geist aus.
Eine Schwere wie ein wallender, breiter Vorhang welcher von der Gardinenstange herabhängt, drückt auf meine Mundwinkel. Meine Augen brennen. Meine Lieder klappen immer wieder zu. Ein Druck lässt meine Tränen kommen.
Plötzlich, Bilder, Bilder von einem geliebten Menschen. Die letzten Stunden. Kurz vor seinem Tod. Schmerz. Ein brennender Blitz entzweit gefühlt meinen Leib.
Nun sehe ich mich wieder vor Ort im Krankenhaus. Vor dem Krankenbettzimmer. Erdrückende Stille, aufwallende Trauer. Sie liegt in einem Bett. Wird beatmet. Bekommt Morphium gegen ihr Leid.
Sie sieht aus wie eine Tote. Blass, dünn, ausgemergelt. Ich habe sie Wochen nicht gesehen weil ich Angst hatte. Ich bin weggelaufen. Ich habe das alles nicht mehr ertragen können.
Sie atmet. Ich bekomme mit wie schlimm es ist. Verwandte, Ehemann und Partner verlassen abwechselnd das Zimmer. Beten, reden mit ihr.
Warum? Warum muss das passieren. Wieso ist das Leben so brutal. Ein unbegreifliches Wort, ein Zustand, dieses Leid kann alles zerstören, dein ganzes Leben. Deine ganze Sichtweise. Deinen Glauben.
Wie schlimm ist es? Wird sie wieder zu sich kommen?
Ungewiss. Sie hat Krebs. Das zweite Mal. Er hat sich ausgebreitet. In die Knochen, in die Organe, in die Arme, ins Gehirn.
Er hat metastasiert. Er kann nicht mehr eingedämmt werden. Sie konnte nicht mehr gescheite Sätze bilden. Ihr Schmerz war zu groß. Sie hat gekämpft. Über Jahre. Es schien besser zu werden. Stille. Schock.
Was fühle ich? Ist das ein Traum? Wache ich gleich auf wieder in meinem Bett neben meinem Partner?
Zeit vergeht, sie atmet immer schwerer. Es ist grauenvoll. Ich bete. Ich rede mit ihr. Ich habe das Gefühl ich kann sie erreichen. Erschöpfung. Trauer. Ungewissheit.
Ich will nicht gehen. Du darfst nicht gehen! Es ist nicht mehr zum Aushalten.
Flucht, ihr Ehemann schickt uns heim. Wir sollten es nicht miterleben. Es ist zuviel. Das schaffen wir nicht. Ich schaffe das nicht. Sie soll ihren Frieden finden.
Ok. Gehen wir.
© Frihet 2020-05-16