by Anne_Ladgam
Nach meiner 1. Corona-Impfung fiel mir auf, dass mich der Rauch der Zigaretten rauchenden Frau, die montags immer vor mir die StraĂe entlang ging, nicht mehr störte. âMich stresst kein Rauch mehr!â, war zuerst ein befreiendes Erlebnis, denn seit einigen Jahren leide ich sehr unter der Belastung durch Passivrauch. Diese Schadstoffe bewirkten bei mir Halskratzen, HĂŒsteln oder ich spĂŒre, dass ich die Giftstoffe rausschwitze, was mich in meiner Haut nicht wohlfĂŒhlen lĂ€sst.
Trotz des scheinbaren Vorteils einer Geruchsunempfindlichkeit beunruhigte mich der beeintrÀchtigte Geruchssinn. Nach Àrztlicher AbklÀrung und Beruhigung, dass dieser sich wieder erholen und trainiert werden könne, meine ich mittlerweile, wieder besser riechen zu können:
Wenn ich wandern gehe, kann ich zwei Wegkurven eher riechen, dass sich der GipfelstĂŒrmer vor mir eine Zigarette angezĂŒndet hat. Das schmerzt in der Nase, es macht aber auch traurig, weil ich mich so nach frischer Luft sehne und nicht einmal in der Einsamkeit der Berge völlig in der Natur aufatmen kann.
Am See habe ich jetzt auch schon mal jemanden gebeten, seine Zigarette niedriger zu halten, damit der Rauch nicht genau in der Höhe meiner Nasenlöcher nach Bronchien sucht, die er besuchen kann.
Ein Gastgarten ist fĂŒr mich der olfaktorische Vorhof zur Hölle.
Wenn ich auf der StraĂe gehe, richte ich meine Schritte nach rauchfreien Begegnungen, es ist eine Wohltat, an jemandem vorĂŒbergehen zu können, ohne dass ich vorher die Luft anhalten muss, um dann mit zusammengepressten Lippen doch noch einen freundlichen Augen-Blick zu verschenken. So kann es passieren, dass ich manchmal die StraĂe im Zick-Zack-Lauf gehe, einfach nur, um so viel wie möglich frische Luft einatmen zu können. Der Eingang in ein Konzerthaus, wo davor geraucht wird, ist ein Spiessrutenlauf durch einen Giftcocktail – es reicht auch eine Zigarette. Ich leide selbst unter meiner Empfindlichkeit.
Stutzig machte mich gestern ein ORF-Beitrag zum Risiko, das Raucher haben, wenn sie nach dem Rauchen eine Maske aufsetzen: âgröĂere Mengen von Kohlenmonoxid und/oder niktoinhaltigem Dampf werden wieder eingeatmet!”
Ich verstehe nun, warum ich wie ein Angsthase âzick-zackâ gehe, nur um so wenig wie möglich schlechte Luft einzuatmen. Es ist nicht meine Empfindlichkeit, es ist der Schadstoff, der quĂ€lt. Ich will keine Kohlenmonoxid-Konsumentin sein, ich will meine Lunge und meine Augen nicht von anderen schĂ€digen lassen.
KĂŒrzlich sagte ich zu einer sehr warmherzigen, freundlichen Bekannten, als sie sich im Lauf unseres GesprĂ€chs eine Zigarette anzĂŒndete, dass ich jetzt weitergehen wĂŒrde, da ich den Rauch nicht vertrage. âIm Freien!â, meinte sie, âJetzt ĂŒbertreibst Du aber schon ein bisschen!â Ich erklĂ€rte ihr meine Lungenprobleme und alle, die jetzt sauer auf mich sind, dass ich so ĂŒber den Rauch schimpfe, sollen ihre Schlussfrage hören: âAber Du liebst mich trotzdem?â âJa, natĂŒrlich!”
© Anne_Ladgam 2022-07-10