Der Zauber des Voodoo

Alea Pleiner

by Alea Pleiner

Story

Ich bin verzaubert. Nicht von schwarzer Magie, nicht von guter, auch nicht von meinem Begleiter hier am Markt. Vielleicht ein bisschen von meinem Begleiter. Aber hauptsÀchlich bin ich verzaubert von den Menschen, der AtmosphÀre und den Einblicken in eine Welt, die mir bisher unbekannt war.

Die Menschen am Markt sprechen mehr Sprachen als ich und so kommunizieren wir mal besser, mal schlechter, auch weil ich der Landessprachen nicht mĂ€chtig bin. Am Markt gibt es alles, angefangen von Lebensmittel ĂŒber KĂŒchenutensilien bis hin zu wichtigen Accessoires fĂŒr die Haare. Mich interessiert allerdings ein ganz besonderer Teil des Marktes. Wir gehen durch die Gassen und ich bin beeindruckt von der Bestimmtheit und dem Mut der Menschen, nach dem Erdbeben den Markt wieder so schön aufgebaut zu haben.

Wir gelangen in eine Quergasse und ich sehe es ĂŒberall – Glitzern und Funkeln in allen Farben und Formen. Der VerkĂ€ufer stellt uns verschiedenste GegenstĂ€nde der Voodoo-Kultur vor und ich bewundere mit Pailletten bestickte Fahnen, Puppen, Flaschen und vieles mehr. Ganz erstaunt bin ich, als ich schwarze Puppen erblicke, die fĂŒr mich wie betende Marias aussehen. SpĂ€ter wird mir erklĂ€rt, dass es zwischen Christentum und Voodoo in der Vergangenheit teilweise Überschneidungen gab, denn lange wurde unter dem Deckmantel des Christentums verbotenerweise auch Voodoo weiterpraktiziert. Erst seit ein paar Jahren sei Voodoo nun eine offiziell vom Staat anerkannte Religion. Mit den im Fernsehen manchmal dargestellten Geistergeschichten hat die Religion hier sehr wenig zu tun.

Eine zusammengenĂ€hte, dunkle Stoffpuppe zieht meine Blicke besonders auf sich. Ihre Augen sind Knöpfe, zudem findet sich Kerzenwachs auf dem Stoff. FĂŒr mich sieht sie zu Beginn etwas dĂŒster aus, aber ich kann herausfinden, dass die Puppe wohl besonders viel GlĂŒck und Schutz bringt. Ich nehme sie als Geschenk mit und verliere mich wieder in der Paillettenwelt.

Monate spĂ€ter habe ich die einmalige Möglichkeit, in einen Voodoo-Tempel eintreten zu dĂŒrfen. Wir befinden uns an der Landesgrenze und der Voodoo-Priester erzĂ€hlt mir mit ruhiger Stimme von Zeremonien, seiner Religion und Kultur. Und wieder bin ich gebannt von RealitĂ€ten, die so mystisch, menschlich und mir so wunderbar neu sind.

© Alea Pleiner 2021-08-14