by Jenny_Berg
Oder: Das verbindende Element, das uns trennt…
Die gemeinsame Sprache birgt die größten Unterschiede zwischen unseren Berliner Freunden und uns. Prinzipiell ticken wir gleich, lachen über dieselben Dinge und verstehen uns prächtig. Wenn wir uns denn verstehen – was nicht immer ganz einfach ist.
Deutsch für Inländer
Letzten Sommer habe ich ein zweiwöchiges Sprach-Camp besucht – Aus-und Weiterbildung stand am Programm, Unterrichtsgegenstand: Deutsch. Unsere Berliner Freunde kamen zu Besuch. Natürlich war mir klar, dass ich weiterhin morgens KaffEE trinken werde, während meine Freundin dringend KaFFe braucht. Ein KÄFFchen/KaffEEtschi später sucht sie in meiner Küche die Mülltüten. Ich bin gut im Umdenken und zeige ihr die Mistsackerln. Meine Freundin wäscht das Haar – ich frage „welches?“ und wasche meine Haare. Dann backen wir gemeinsam Brötchen auf, nachdem ich die Semmeln aus dem Eiskasten genommen habe schließt sie den Kühlschrank hinter mir. Und meine Marillenmarmelade schmeckt auch als Aprikosenkonfitüre hervorragend.
Kassler für alle
Um den Kulturschock im Urlaub leichter zu überwinden haben die Berliner Kassler mitgebracht. Kassler ist mageres Karree/Nacken, es ist gesurt/gepökelt und wird gekocht oder gebraten und klassisch mit Sauerkraut und/oder Erdäpfelpüree/Stampfkartoffeln serviert/gereicht. Sobald wir uns sprachlich einigen nehmen wir um/an unserem Tisch auf den Sesseln/Stühlen Platz und lassen es uns gut schmecken. Wir Ösis schlagen natürlich zurück mit Schinkenfleckerln – einem Gericht, das für die Berliner zwar unausprechlich, aber lecker ist und die Kassler-Reste mit einem Stück G‘selchtem ideal verwertet. Dass man aus den PalAAAt-Schinken auch Frittaten machen kann erstaunt die Gäste, die Kernöl-Eierspeise auf Toast mit frischem Schnittlauch ist „Rührei à la Südburgenland“ – alles in allem schmeckt‘s wunderbar. Speisekarten in Lokalen sind durchwegs erklärungsbedürftig – zwischen Karfiol und Profiterol übersetze ich – und die Grammeln in der Buschenschank haben etwas mit Grieben zu tun. Paradeiser und Erdäpfel sind unbekannt.
Berliner Weisse mit Schuss versus Uhudler
Aus dem Kofferraum des Berliner Audi quellen Köstlichkeiten: spezielle Biere wie Berliner Weisse mit Waldmeister bringen gänzlich ungewohnte Geschmacksrichtungen auf meinen Gaumen. Ich kann mich mit Uhudler-Sekt zum Willkommen revanchieren . Abends trinken die Männer Bier, der eine aus der Dose, der andere aus der Büchse. Diese Verpackungsart ist in Deutschland übrigens selten geworden, da Müllvermeidung durch hohe Einsätze/Pfand konsequent verfolgt wird. Essen und trinken bieten einiges an Gesprächsstoff und wir wissen natürlich, was der andere jeweils meint, auch wenn WIR das niemals SO bezeichnen würden. Abends erklären wir einander Tarock und Skat – zwei Welten treffen auf einander: Tegel und Jennersdorf.
© Jenny_Berg 2022-02-03