Die böse Ärztin mit der Spritze

Sabine und Walti waren längst keine Kleinkinder mehr und die Kinderärztin Koch ging ohnehin in den Ruhestand. Die Mutter fuhr die Kinder, wenn sie krank waren, ab jetzt zu Doktor Schörgendorfer nach Michaelnbach. Mit kleinen Geschenken für die Kinder beim Arzt war es damit leider vorbei! Das Wartezimmer bei der neuen Ärztin war voll mit Magazinen mit jeweils der gleichen Frau auf den Titelblättern. Alle Hefte zeigten dieselbe junge Königin mit Krone in verschiedenen Kleidern. Walti las den Namen „Diana“ und war sicher, diese Königin musste wohl gerade verstorben sein, weil sie wirklich jede Titelseite zierte. Walti fiel auf, dass Diana exakt die gleiche Frisur wie seine Mutter hatte. Sogar die Haarfarbe war dieselbe. Walti sah Diana jetzt auch oft im Fernsehen und merkte bald, dass diese schöne Frau doch noch am Leben war. Seine ganze Kindheit bewunderte er Diana, bis sie 1997 tatsächlich tragisch verunglückte!

Dieses Jahr ließ Monika ihre Kinder bei der neuen Ärztin zum ersten Mal gegen Zeckenviren impfen. Zuerst wurde Sabine geimpft, war sie doch auch die Ältere. Als Walti Sabines schmerzverzerrtes Gesicht sah, während sie geimpft wurde, wollte er lieber keine Spritze bekommen. Aber er hatte keine Wahl und musste den Stich ebenfalls erdulden! Walti war brav und fügte sich mit Tränen in den Augen. Leider musste er zur Vollimmunisierung zwei Wochen später eine weitere Spritze ertragen, vor der sich Walti wegen des schmerzhaften Stichs noch viel mehr fürchtete als vor der ersten! Sogar eine dritte Impfung musste er auch noch aushalten. Wenn Injektionen dermaßen schmerzhaft sind, waren das keine guten Aussichten für die Zukunft!

Später, als der kleine Thomas alt genug war, um ebenfalls gegen Zeckenviren geimpft zu werden, erschrak er im Angesicht der Nadel und flüchtete vor der Ärztin. Er rannte so schnell er konnte durch den Behandlungsraum. Dr. Schörgendorfer jagte ihm mit der Spritze in der Hand nach. Thomas lief im Kreis um den Schreibtisch und die Liege im Ordinationszimmer und die Ärztin hinterher. Monika konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen, so lustig war diese Szene anzusehen! Als die Ärztin Thomas endlich erwischte, begann er wegen der Schmerzen vom Nadelstich laut zu schreien.

Als Walti später einmal eine Spritze von einem anderen Arzt verabreicht bekam, wunderte er sich, weil er den Stich kaum gespürt hatte. Doktor Schörgendorfer hatte offensichtlich kein Talent im Verabreichen von Injektionen! Wenn sich die Ärztin mit ihren schmerzhaften Injektionen an jemanden hätte rächen wollen, dann wäre das Sabine gewesen. Als die Ärztin einmal als Diensthabende zur kranken einjährigen Sabine kam, stieß sich die Ärztin heftig den Kopf am Küchenkasten. Sabine lag auf der Küchenanrichte. Die Ärztin übersah den Kasten über ihrem Kopf, als sie sich der Kleinen zuwandte. „Hopala!“, rief die kleine Sabine lachend, als Dr. Schörgendorfer sich den Kopf anschlug. Die Ärztin rief wegen ihrer Schmerzen laut „Au“!