Die ersten Schritte im Ländle…

Anna Maria Ritter

by Anna Maria Ritter

Story

Nachdem ich, für mich überraschend viele, positive Reaktionen auf meine erste Geschichte “I bin immer so gsi!” bekommen habe, möchte ich das Schreiben fortsetzen und mehr von meinen Leben in Vorarlberg erzählen.

Angekommen im “wahren Ich”, meinem Körper und im Ländle, so endete meine erste Geschichte. Und so bin ich Anfang 2019 im Ländle angekommen und musste so ziemlich von Null beginnen. Wohnung und Job mussten her. Anfangs hatte ich Unterstützung durch eine liebe Freundin aus Vorarlberg. Wir hatten auch wirklich eine schöne Zeit, aber mittlerweile haben sich unsere Wege, wahrscheinlich auch aufgrund meiner Entwicklung und Unabhängigkeit, getrennt.

Da merkte ich das erste Mal wie schwierig die Jobsuche, und speziell in Vorarlberg, ist. Und so landete ich durch Zufall in der Gastronomie. Ich lernte dadurch auch die Inhaber besser kennen und mittlerweile gehören sie auch zu meinen guten Freunden. Ich möchte dafür auch Danke sagen, denn sie hatten von Beginn an keine Vorurteile gegen meine Person und Geschichte und hatten mir diese Chance zum Arbeiten gegeben. Und so war ich schnell das “Moatle für alles”, Service, Rezeption, Küche, Zimmer usw. wo ich eben gebraucht wurde.

Ich wollte mich aber auch weiterhin im Volleyballsport engagieren. Und so hab ich einfach den Präsidenten des Vorarlberger Volleyballverband angerufen und um ein Treffen gebeten. Kurz darauf war ich ehrenamtlich Medien- und Presseverantwortliche für den Landesverband. Mittlerweile bin ich auch als Nachwuchsvolleyballtrainerin tätig. Auch hier möchte ich Danke sagen, denn auch hier hatte niemand Vorurteile gegen meine Person.

Ein wichtiges Ereignis fand dann Mitte April 2019 statt. Ich bekam, nach einigen Behördenwegen und langen Warten, meine offiziellen Dokumente, ausgestellt auf Anna Maria Ritter, weiblich! Endlich, ich konnte es gar nicht glauben und meine Freude war riesig.

Weiter ging es dann ein Monat später mit einer notwendig gewordenen Schulteroperation aufgrund des Volleyballsports. Beim Narkosevorgespräch fragte mich dann der Arzt, ob ich denn vorhabe auch eine geschlechtsangleichende Operation zu machen – was zu diesem Zeitpunkt noch nicht der Fall war. Etwas genervt habe ich geantwortet, dass es leider nur ganz wenige Ärzte, gibt die diese Operation machen und ich ja schon einen Termin im Jahr 2021 in Wien habe. Darauf sagte er, warum ich sie nicht hier im LKH Feldkirch machen lasse, denn es gibt einen neuen Leiter der Plastischen Chirurgie der darauf spezialisiert ist. Eine Woche später hatte ich einen Termin für ein Erstgespräch bei ihm. Und was soll ich sagen, von Anfang an Sympathie und Vertrauen – das ist mein Arzt! Ich hatte ja schon alle notwendigen Gutachten und als er mich dann fragte, ob ich die Operation machen will, sagte ich nur “Ja klar”. Er schaut kurz in seinen Computer für einen Termin und sagte, “Anna, geht´s dir am 8. Oktober?” Und was soll ich sagen, es war doch tatsächlich mein Geburtstag… Zufall?

© Anna Maria Ritter 2020-10-30