Die Geliebte meines Mannes

Mein Mann hat eine neue Geliebte. Seine alte entpuppte sich im Laufe der Zeit als zu fad, lahm, langweilig. Das Zicken lag ihr im Blut. Die eine oder andere Schraube war gröber locker.

Seine Neue ist, wie ich neidlos anerkennen muss, eine flotte Hummel. Elegant, schlank, mit Rundungen an den richtigen Stellen, bringt sie sein Blut zum Wallen.

Sein verliebter Blick ist mir nicht entgangen. Seine glänzenden Augen auch nicht.

Als verständnisvolle Ehefrau gönne ich ihm seine außerehelichen, ekstatischen Momente.

Wer wäre ich, ihm diese verbieten zu wollen? Offene Kommunikation ist besser als verschwiegene Heimlichtuerei.

Mein Mann hat mir sogar angeboten, mich mitnehmen zu wollen. Ein flotter Dreier? Das übersteigt dann doch meine Vorstellungskraft. Eventuell ein Treffen allein. Weibliche Solidarität. Wer weiß, wie die Gute reagiert? Ob ich ihr gewachsen bin? Vielleicht sollte ich vorher ein Krafttraining absolvieren.

Mein Göttergatte meint, sie fühlt sich so gut an zwischen den Beinen. Ehrlichkeit wird zuweilen überbewertet. Gewisse Dinge sollte er wohl doch besser für sich behalten.

Ein Gedanke flutet mein mit überbordender Fantasie angehauchtes Oberstübchen. Wie wäre es mit einem eigenen Geliebten oder gar einer Geliebten?

Ich hätte da auch schon etwas Konkretes im Auge.

Ob sich unsere Ehe zwei Geliebte leisten kann? Materiell und immateriell gesehen.

Wieviel Geld, wieviel Zeit sind wir bereit zu investieren?

Lohnt sich der Aufwand?

„Der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ist, ihr nachzugeben.“ (Oscar Wilde)

Ob die stolze, um nicht zu sagen, eingebildete Vespa meines Mannes ein weiteres Motorrad neben sich duldet, ist die andere Frage …