Im zweiten Teil meiner Geschichte in Tunesien stand ich vor der Herausforderung, mich in einer neuen Umgebung selbstständig zu machen, während einige Familienmitglieder damit nicht einverstanden waren. Für sie war die traditionelle Rolle einer Hausfrau das Ideale, doch ich sehnte mich nach mehr. Ich wollte mein eigenes Leben leben, meine eigenen Entscheidungen treffen und meine Träume verfolgen. Das stieß auf Widerstand und brachte Konflikte mit sich. Doch ich konnte nicht akzeptieren, nur zu existieren, ohne wirklich zu leben. Trotz der Bedenken und Ängste einiger Familienmitglieder entschied ich mich, auszugehen und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Ich wollte nicht in einem Käfig aus Erwartungen und Normen gefangen sein. Stattdessen suchte ich nach Freiheit und Selbstverwirklichung. Doch dieser Weg war nicht einfach. Ich musste mich gegenüber den Erwartungen und Vorurteilen der Gesellschaft behaupten, was mit vielen Herausforderungen verbunden war. Nachdem ich mich dazu entschieden hatte, nach Hause zu gehen, war ich froh darüber, dass wir unser Haus in Sousse besaßen. Es stand leer, was für mich ideal war. Ich wollte niemandem zur Last fallen und beschloss, alleine dort zu leben. Mein Onkel, der Bruder meines Vaters, wohnte unter mir. Leider hatten wir kein gutes Verhältnis zueinander, und im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass sie keine guten Seelen waren.
Nach dem Sommerurlaub in Tunesien kehrten meine Eltern und Geschwister wieder zurück nach Deutschland, um ihren Alltag wieder aufzunehmen. Für sie war es selbstverständlich, aber für mich war es eine Zeit der Entscheidung. Ich hatte gerade meine kosmetische Ausbildung abgeschlossen und stand vor der Wahl: Sollte ich mich für mich selbst entscheiden oder den Weg gehen, den andere für mich vorgesehen hatten? Es gab für mich keinen Sinn darin, mich nicht für mich selbst zu entscheiden. Hier hatte ich die Möglichkeit, mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen zu gestalten, ohne mich den Erwartungen anderer beugen zu müssen. Doch diese Freiheit kam nicht ohne Herausforderungen. Meine Entscheidung, alleine zu leben, brachte einige Probleme mit sich, insbesondere in Bezug auf meine Beziehung zu einigen Familienmitgliedern. Sie konnten nicht verstehen, warum ich mich nicht in das traditionelle Bild einer Hausfrau und Mutter einfügen wollte. Aber für mich war klar: Ich wollte nicht nur existieren, ich wollte leben. Und dazu gehörte auch, meine eigenen Entscheidungen zu treffen und mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich fand den Mut, mich gegen die Einschränkungen zu behaupten und meine Individualität zu leben. Es war meine Selbstbestimmung und Freiheit, der mich wachsen ließ.
© Hela Hanchi_Güler 2024-11-16