by Heidi Reiter
Diese Woche musste ich meine liebe Muddi zum Zahnarzt bringen, da leider ein paar Eingriffe notwendig waren, um Muddi wieder gesellschaftsfähig zu machen. Schuld daran, war eine Milka – Schokolade gewesen mit einer harten Nuss, die ein diesbezügliches Handeln unvermeidbar machte. Der Weg zum Zahnarzt musste meinerseits äußerst sensibel und einfühlsam geplant werden, da meine Muddi schon seit jeher Angstpatientin ist und schon beim Wort Zahnarzt “ROT” sieht. Wenn ich sie dann endlich nach erfolgter Einbalsamierung mit Lavendelöl im Auto sitzen habe, würde sie schon am liebsten wieder aussteigen und glaubt, dass sie die Heimat nie mehr sehen wird. In der Zahnarztpraxis angekommen, wird sie dann gleich immer von den netten, einfühlsamen Damen übernommen und direkt in den Behandlungsraum gebracht. Ich saß also währenddessen im Wartezimmer und scrollte wie üblich auf meinem Handy, checkte Mails, meinen Instagram Account, Facebook und Co und plötzlich schaute ich auf und mein Blick fiel auf ein Bild an der Wand. Es hieß “Käthchens Pflicht und Freude” und ein Gedicht war im unteren Bereich angedruckt. Beschrieben wurden die tagtäglichen Pflichten, die man ohne Freude zu zeigen erledigen sollte, einfach weil es Pflichten waren und die auch schon von den Eltern immer so gemacht wurden und man dies dann auch weiter so handhaben sollte. Nur ja nichts hinterfragen, sondern einfach nur tun, was getan werden musste und sich jeden neuen Tag wieder seiner üblichen Routine stellen. Ich selbst war plötzlich sehr irritiert über diese Art der Lebensanschauung und ich dachte mir, wie traurig und öde muss es sein, einfach nur so dahinzufristen und die Quintessenz des Lebens, nämlich Freude zu verspüren, bei allem, was man tut, immer zu unterdrücken. Mir fiel ein PODCAST ein, den ich auch diese Woche gehört hatte und der von Burnout handelte, in dem definitiv bestätigt wurde, dass Burnout aus der Tatsache resultiert, dass die Menschen heutzutage nicht mehr die Arbeiten machen, die sie mit Freude erfüllen, sondern einfach nur irgendetwas, um Geld zu verdienen und aufgrund dessen am Ende des Tages einfach nur noch ausbrennen. Gerade die Freude am TUN ist es, was die Menschen am meisten erfüllt, nur leider geht die Tendenz in eine andere Richtung, nämlich, dass man nicht mehr auf seine innere Stimme hört und so sein höchstes Potenzial nicht auslebt. Mein Blick schweift weiter an den Wänden im Warteraum und ich sehe noch ein Bild, dass mich mehr anspricht. Tituliert ist es mit “Kater Willi´s Tauge- nichts-Philosophie” und der Text darunter ist einfach nur fantastisch und trifft es voll auf den Punkt. Denn “Nichts Tun” ist heutzutage ja schon kaum mehr möglich, im Gegenteil, meistens machen wir auch gleich mehrere Dinge gleichzeitig, da wir ja auch nichts verpassen wollen, fragt sich nur was. Ich denke, auch ich muss mal wieder mein Social Media Pensum herunterfahren und es nach dem Motto von Kater Willi´s Tauge-nichts-Philosophie halten, der hoch philosophische Sprüche von sich gibt und sagt “Glücklich jeder, der mal Taugenichts sein kann und wertvoll jeder Tag, der ungenützt verrann und selig jeder, der am Ende seines Lebens schmunzelnd sagen kann, das was ich nicht getan, das tat ich nicht vergebens. In diesem Sinne legt heute mal eure Pflichten zur Seite und haltet es so wie Kater Willi. Eure Cleo!
© Heidi Reiter 2025-02-01