by Ognobe
«Du kennst bestimmt das Märchen, von Christian Andersen, von der Prinzessin auf der Erbse. Heute wird dieses Märchen gerne sinnbildlich dafür verwendet, wenn jemand angeblich «zu sensibel» oder «zu empfindlich» ist. Ich möchte das Märchen hier sinngemäß noch einmal erzählen, damit du verstehst, was wirklich gemeint ist: Es war einmal in einem Königreich ein Prinz, der suchte nach einer wahren Prinzessin. Er suchte landauf, landab doch fand er nirgendwo was er suchte. Enttäuscht zog er sich in sein Schloss zurück, wo auch die Königin Mutter lebte. Eines Abends, als es draußen donnerte und gewitterte, klopfte es an die Tür. Draußen stand eine regendurchnässte junge Frau und bat um Einlass. Sie gab an, eine Prinzessin zu sein. Die Königin Mutter musterte die junge Frau. So mit nassen, verklebten Haaren und regendurchtränkten Kleidern, konnte man nicht erkennen, ob es sich um eine wahre Prinzessin handelte. Da beschloss sie, sie auf die Probe zu stellen. Sie gehies ihren Hofangestellten eilig alle unbenutzten Matratzen im Schloss zusammen zu tragen und sie in einem der Gästezimmer zu einem bequemen Bett aufzutürmen. Aber ganz zu unterst sollten sie eine Erbse platzieren. Das Personal tat wie ihm befohlen und die Prinzessin begab sich zum Schlafen in ihr Gemach. Am nächsten Morgen warteten Königin Mutter und der Prinz gespannt auf sie. Die Prinzessin kam zu Tisch und die beiden fragten sie: “Und Werteste? Wie haben sie denn geschlafen?” “Furchtbar”, antwortete die Prinzessin. “Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan, weil mich irgendetwas in den Rücken gepiekt hat.” Und da wussten die Königin Mutter und der Prinz, dies musste eine wahre Prinzessin sein.» Hier endet das Märchen von Christian Andersen, mit der Hochzeit von Prinz und Prinzessin, doch um zu verdeutlichen, was die Moral von der Geschichte ist, könnte man folgendes andichten: «Die Jahre darauf zeigten, warum es so wichtig war, eine wahre Prinzessin an der Seite des Prinzen zu haben. Denn die junge Frau spürte jeden Luftzug im Schloss, sodass sich der Prinz nie mehr erkältete. Sie roch verdorbene oder vergiftete Speisen und bewahrte so den Prinzen vor Magenverstimmungen und Vergiftungstod. Sie hatte ein feines Gehör und wusste stets, wie die Stimmung im Volk war. So half sie dem Prinzen zum Wohle des Volkes zu regieren. Und sie spürte die guten und bösen Absichten der Minister, sodass der Prinz von nun an immer gut beraten war.»
Miu lächelte. Das Telefon vibrierte nicht mehr. Aber sie nahm es jetzt in die Hand und schickte ihrer Mutter ein Bild der grünen Murmel. Dann legte sie sie auf den Nachttisch, gleich neben ihrem Bett.
© Ognobe 2022-08-31