Die Telefonzelle

Kennt ihr noch die Telefonzellen? Da ich schon etwas älter bin, sind sie mir gut bekannt. Damals stand eine Telefonzelle vor dem großen Einkaufszentrum, in dem unten ein Lebensmittelgeschäft war. Ich weiß gar nicht warum, aber ich notierte mir die Telefonnummer der Zelle. Wer weiß, vielleicht würde ich sie ja eines Tages brauchen.

Nur wenige Tage später kam die Telefonnummer zum Einsatz. Mit meinen Brüdern Fritz und Gert saß ich im Büro. Es war nichts los und wir hatten Blödsinn im Kopf. Ich legte den Zettel vor mich hin und wählte die Nummer. Es klingelte einige Male. Dann meldete sich eine Frauenstimme: »Ja, bitte? Wer ist da?« »Herzlichen Glückwunsch. Sie sind die Tausendste, die das Telefon abgenommen hat. Als Dankeschön haben wir, von der Geschäftsleitung des Einkaufszentrums uns etwas ganz Besonderes ausgedacht. Wenn ich »jetzt« sage, geht es los. Laufen Sie in die Lebensmittelabteilung, nehmen sich einen Einkaufswagen und packen alles ein, was Sie in zehn Minuten einpacken können. An der Kasse sagen Sie dann einfach, ich bin die Tausendste und alles was sie eingepackt haben gehört ihnen.« Ich hörte an ihrem Atem, wie aufgeregte die Dame war. »Oh, das ist ja wunderbar. Ich muss einfach nur sagen ich bin die Tausendste?« »Ja genau. Sagen Sie mir noch Ihren Namen?« »Ich bin Margarete Meier.« Vielen Dank Frau Meier. Die Zeit läuft jetzt.« Das Gespräch war augenblicklich beendet.

Lachend legte ich den Hörer auf. Meine Brüder klopften mir auf die Schulter. »Mensch Hans, wie kannst du dabei nur so ernst bleiben?« Wir malten uns aus, wie Frau Meier in die Lebensmittelabteilung lief, sich einen Einkaufswagen schnappte und alles wahllos hineinpackte. Bei dem Gedanken, wie sie an der Kasse stand und fröhlich sagte: »Hallo, ich bin die Tausendste«, bekam ich fast ein schlechtes Gewissen. Der Kassierer würde sie mit großen Augen anschauen und denken, er hat eine Irre vor sich stehen. Natürlich auch wegen der Enttäuschung, nichts gewonnen zu haben und auf einen Telefontrick hereingefallen zu sein.

Den Anruf wiederholten wir noch einige Male. Immer wieder erfreuten wir uns an der Vorstellung, wie die Leute darauf hineinfielen. So vertrieben wir unsere Langeweile und lachten herzlich darüber. Eines Tages begebe ich mich auf Beobachtungsposten.

Ob meine Brüder auch so ernst bleiben würden, wenn sie die Nummer der Telefonzelle wählen?

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