Die Umarmung

Esther Wundsam

by Esther Wundsam

Story

Die Umarmung. Eine simple Geste, die für mich ganz viel bedeutet. Sie bedeutet für mich mehr als 1000 Worte. Beispielsweise zeigt sie mir Zuneigung, Geborgenheit, Sicherheit und Liebe. Zuneigung von einem lieben Menschen, der mit Armen Geborgenheit und Sicherheit gibt. Dicht an den Körper einer anderen Person geschmiegt fühle ich mich gut aufgehoben und vor allem eines: verstanden. Durch das Öffnen der Arme lassen wir andere dichter an uns heran. Es ist eine Geste von Offenheit und löst das Gefühl von Vertrauen und Nähe in mir aus.

Selbst wenn man Personen umarmt, die man nicht gut oder noch nicht lange kennt, kommt man ihr mit einer Umarmung einen Schritt näher. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Tief in mir lösen Umarmungen etwas ganz Besonderes aus. Ich fühle eine innere Wärme und Stärke übertragen durch das Gegenüber. Ich erinnere mich noch, als ich in meiner Schulzeit anfangs etwas überfordert war mit den täglichen Umarmungen. Wahrscheinlich, weil ich diese Art beziehungsweise irgendeine Art von täglicher Zuneigung nicht gewohnt war. Nicht falsch verstehen, ich habe Liebe bekommen in meiner Familie, jedoch meist auf eine andere, weniger körperliche Art und Weise.

Eine spezifische Umarmung hat jedoch maßgeblich zu meinen Lebensveränderungen beigetragen. Die Umarmung der Sozialarbeiterin auf der Therapiestation. Bei unserem tränenreichen Abschied (meinerseits) hat sie meine Gedanken gelesen und mir die langersehnte Nähe gegeben. Ohne viele Worte hat sie mir dicht von ihren Armen umschlungen den nötigen Push gegeben, mich auf den Weg der Besserung zu machen. Ganz für mich selbst und sonst niemanden. Ich habe die negativen Meinungen ausgeschaltet und mich für mich selbst und meine Gesundheit entschieden.

Lange habe ich körperliche Nähe abgeblockt, weil es mir teils so vorgelebt wurde. Durch die Arbeit der Selbstfindung habe ich jedoch gemerkt, wie wichtig sie mir ist. Besonders Umarmungen sind für mich ein Zeichen von Vertrautheit und Wertschätzung, nicht nur in meinem engen Kreis, sondern auch in dem Fall mit einer professionellen Helferin. Auch das simple über den Rückenstreifen hat mich in meiner dunkelsten Zeit aufgebaut. Egal ob bei meinem Abschied oder in Momenten der Verzweiflung. Krankenschwestern, Mitpatient:innen, Freund:innen oder Sozialarbeiterinnen haben mich durch ihre Nähe aufgebaut. Die Arme und damit verbundenen Gesten ihrerseits haben mir die notwendige Kraft gegeben, nach vorne zu schauen und MEIN Leben zu leben.

Mein Leben wurde also durch Verständnis und Nähe verändert. Durch Umarmungen und die damit verbundene Liebe und die damit einhergehenden Gespräche. All dies hat meine Augen geöffnet, mich näher zu mir selbst geführt, bestärkt und am allerwichtigsten mein Leben verändert hat. Für immer.

© Esther Wundsam 2022-05-10

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