Die Wahrheit ist wie Wasser

Ich spreche nicht von der kleinen Notlüge, auf die wir alle dann und wann zurückgreifen. Kein “Sorry, ich hab Kopfschmerzen” oder “Ich muss jetzt los, die Katze füttern”. Auch meine ich nicht diese etwas größeren Lügen wie “Mein Hund hat die Hausaufgaben gefressen” oder “Ich muss mich heute leider krankmelden”.

Nein.

Ich spreche von diesen niederschmetternden Wahrheiten, die dich heute, morgen, nächste Woche, kommendes Jahr und vielleicht sogar dein ganzes Leben verfolgen. Diejenigen Wahrheiten, die umso schlimmer werden, je später man sie erfährt. Eben diese Wahrheiten, die dich zusammen gekauert auf dem Fußboden sitzen lassen, bei denen sich dein Magen zusammenzieht. Und bei denen – sobald sie an die Oberfläche treten – für den Bruchteil einer Sekunde die gesamte Welt stehen bleibt. Nur damit du im Anschluss Tage damit zubringst, dir genau das zu wünschen. Damit du dich sammeln kannst, atmen kannst, denken kannst.

Diese Wahrheiten sind es, die stets ihren Weg finden. Ganz gleich wie sorgsam sie unter Verschluss gehalten, wie viele weitere Lügen um sie herum gesponnen werden, um sie zurückzuhalten. Die Wahrheit ist eben…wie Wasser. Früher oder später findet sie ihren Weg.

Und dann prasselt sie auf dich nieder wie ein eiskalter Platzregen.