Die Wahrsagerin

Nurjean

by Nurjean

Story

Ein kleiner Wohnwagen stand da. Mitten im Vergnügungspark. Neugierig näherte ich mich dem

Schild das davor stand. “Karten legen nur 10 Euro” stand darauf. Ich blickte mich zu meinem

Bruder um. Ich hatte mich heute mit ihm und seinen beiden Kindern getroffen um uns zu amüsieren. “Ich sollte da rein gehen.”

“Ich weiss nicht. Ich halte nichts davon”. Skeptisch sah er mich an.

Doch mein Entschluss war gefasst. Die Wahrsagerin hatte uns schon entdeckt. “Tretet ein.”

Rote Teppiche lagen am Boden des Wagens. Die Vorhänge waren ebenfalls rot. Sogar die Tischdecke. Etwas viel rot fand ich. Doch zumindest kein Puff rot. Es war ein angenehmer wärmender Ton.

Ich musste mich setzen. Sie überreichte mir ein Päckchen Karten zum mischen. “Denken Sie an das was sie beschäftigt.” Ich versuchte mich zu konzentrieren. Was beschäftigte mich gerade? Eigentlich nur meine fehlende Gesundheit. Aber angeblich durfte man Wahrsager ja nicht danach fragen.

Ich zog ein paar karten aus dem Stapel und sie deckte sie auf. Sofort fing sie über das ganze Gesicht an zu strahlen. Was sie sah schien vielversprechend.

“Ich sehe Gesundheit und ein langes Leben.” Ich fing an zu lachen. “Das kann nicht sein. Ich bin schwerkrank.”, erwiderte ich.

“Das ist nur Stress.”

“Ähm, nein. Das ist Organversagen.”

“Nein. Nur Stress!” Sie beharrte auf ihrer Vorhersage. Nun gut, offensichtlich erkannte sie einen kranken Menschen nicht einmal wenn er vor ihr saß.

Egal.Ich war gespannt was die Zukunft noch für mich beriet hielt.

“Ich sehe Kinder.” Jetzt war sie richtig begeistert. Meine Kinder konnte sie wohl kaum sehen. Mein Sohn war erwachsen und ich stand praktisch kurz vor der Menopause. Das war auch eine sehr allgemeine Aussage. Wahrscheinlich meinte sie die Kinder meines Bruders. Sie hatte sie ja draußen gesehen.

Ich erklärte ihr das ich zu alt für Kinder sei. “Die Kinder ihres Freundes.” Sie deutete nach draußen.

“Das ist mein Bruder.”

“Ich meinte ihres zukünftigen Freundes. Da draußen wartet der richtige Mann auf sie.”

Verstehe. Klar. Deshalb hatte sie nach draußen gezeigt.

Ich beschloss etwas zu flunkern.

“Aber ich habe schon einen Freund.”

“Der ist nicht der richtige für Sie.” Sie blickte auf die Karten. “Ich sehe es gibt schon länger Schwierigkeiten. ” Sie senkte den Kopf und sah mich eindringlich an. “Habe ich Recht?”

Gespielt bestürzt nickte ich. Erleichtert atmete sie aus. .ein imaginärer Freund war also das Problem.

Was hielt das Universum noch für mich bereit?

Eine Reise. Ich hatte tatsächlich schon lange vor zu verreisen. Doch meine Gesundheit machte mir immer einen Strich durch die Rechnung.

Zwei Monate später befand ich mich wirklich auf einem kleinen Trip durch Kroatien. Auf den Mann mit Kindern warte ich allerdings immer noch.




© Nurjean 2020-11-11