Wenn ich es mir genau überlege, dann habe ich, ohne das von Anbeginn an wirklich geplant zu haben, immer im Winter geheiratet. Das eine Mal musste es noch im selben Jahr sein und der letztmögliche Termin war daher der 30.12., denn am 31. arbeitet kein Amt mehr, egal auf welchen Wochentag der fällt. Der Termin rückt immer näher, wie Termine das so an sich haben, und schwups, die Zeit für die Vorbereitungen wird zugleich immer kürzer.
Dazu gab es damals keinerlei Unterstützung von außen, was die Organisation und den Ablauf angeht, die Dekoration, den Raum zum Feiern und nicht zuletzt die Hochzeitstorte. Meine Mutter meinte bloß, wir könnten ja auf einen Stehkaffee gehen. Das Lokal, das wir schließlich wählten, war nach Weihnachten noch immer geschmückt, die Blumensträuße, die ich bekam, waren teils mit Glimmer und Glitter überzogen, wie man das nur zur kalten Jahreszeit so vorfindet. Das waren die Vorteile.
Das mit den Schuhen, die zum Kleid passen sollen, kann im Winter zum Problem werden, wenn man sie dann erst besorgen kann. Es gibt dann kaum etwas anderes als Stiefel und festes Schuhwerk zu kaufen. Eine passende warme Kleidung für darüber ist Problem Nummer zwei. Mit einem paillettenbestickten indischen Mantel in Dunkelblau war es mir möglich, diese Verlegenheit gekonnt zu lösen. Eine Sandale mit vielen Riemchen ersetzte beinahe den geschlossenen Schuh.
Das blonde Haar in Löckchen gelegt, verursachte den Ausruf eines Gastes: “Schau, das Christkind!” Das muss man im Winter riskieren… Wegen des Brautbuketts, das ich, weil im Nebenraum aufbewahrt, ebendort im Frisiersalon vergaß, mussten wir nochmals umkehren, was eine gerade noch tolerierbare Verspätung verursachte. Ach ja, und da ich ohne Trockeneis partout nicht heiraten wollte, musste auch dieses noch abgeholt werden, da es ansonsten schon verdampft gewesen wäre.
Da der Mantel so schön war, wurde er also nicht während der Trauung abgelegt, wodurch das Kleid, das meine Tante genäht und ich entworfen hatte, erst später zur Geltung kam, nämlich bei der anschließenden Feier. Einige Tage später feierten wir noch einmal, in einer Kirche in einem Dorf mit Mittagessen, Wortgottesdienst, Weihrauch, Glockengeläute und anschließender Agape. Es war schön und ich musste nicht durch den Schnee stapfen, weil es keinen gab.
Vierzehn Jahre später gab es dann die nächste Hochzeit, und die Anmeldungspapiere dafür laufen nach einer gewissen Frist ab. Nachdem dies bereits zweimal geschehen war, wurde uns dringend nahe gelegt, es doch endlich beim dritten Mal zu schaffen, einen Termin zu fixieren, da wir es sonst wohl nicht mehr auf die Reihe kriegen würden. Doch, ja, wollen würden wir, aber noch nicht jetzt gleich. Um weitere Kosten zu vermeiden, wurde dann letztendlich ein Termin gewählt, der noch im Winter stattfand. Ich sag’s ja, aus einer Winterbraut wird selten eine Sommerbraut, was man noch im Winter erledigen kann, soll man da auch tun! Und kalt war mir echt gar nicht.
© Karin Holländer 2020-08-21