Meine mehrmaligen Begegnungen mit Felicitas Goodman (1914 – 2005) und die Möglichkeit, mich unter ihrer Anleitung (gemeinsam mit anderen Menschen) auf ihre „Rituellen Körperhaltungen“ einzulassen, haben mich schwer beeindruckt und nachhaltig beeinflusst.
Als ich Felicitas Goodman zum ersten Mal sah, war ich wirklich erstaunt. Sie war eine kleine, schlichte, bescheidene, ältere Frau mit Brillen und grauen Haaren, die sie am Hinterkopf in einem Knoten trug.
Erst als ich erlebte (und auch in ihren Büchern las) welche Kontakte sie mit Wesenheiten aus der „nicht-alltäglichen Wirklichkeit“ hatte, war ich von ihr fasziniert!
Goodman stammte aus Ungarn und begann als 51- Jährige in den USA ihr Zweitstudium der Linguistik und Kulturanthropologie. Schon sehr bald befasste sie sich mit veränderten Wachbewusstseinszuständen, die uns als Erbanlage zur Verfügung stehen. Bei ihren Forschungen über Sprache, Rhythmus und Trancezustände stieß sie auf Jahrtausende alte Statuen, die in besonders auffälligen Körperhaltungen dargestellt werden. Sie machte die Entdeckung, dass die vielen, recht merkwürdigen Haltungen dieser kleinen Figuren der „nichtwestlichen“ Welt in Wirklichkeit ein äußerst subtiles Kommunikationssystem darstellen. Der entscheidende Durchbruch gelang Felicitas Goodman auf Grund der Erkenntnis, dass ganz spezielle Körperpositionen, verbunden mit rhythmischer Anregung ein visionäres Erleben ermöglichen.
Die älteste, bislang erforschte Figur, ist die im niederösterreichischen Donautal gefundene 30.000 Jahre alte, 7,2 cm große, Statuette der „Frau vom Galgenberg“. Die Figur hält einen Arm oben und das Einnehmen dieser Haltung ist extrem anstrengend, erzeugt Hitze und Schmerzen. Wenn diese Stellung von Teilnehmern eines Experiments (wie ich es erlebte) nachgestellt wird, kommt jeder der Teilnehmer früher oder später in die „Untere Welt“ und schließlich ins „Totenreich“.
Was wird bei dieser Trancetechnik getan? Nach der Auswahl der Haltung und einer Begrüßung der Naturkräfte sowie einer Atemsequenz, beginnt eine 15-minütige rhythmische Anregung mit einer raschen Schlagfrequenz von 210 bis 230 Schlägen in der Minute. Sie bewirkt den Übergang in einen veränderten Wachbewusstseinszustand. Das normale Bewusstsein kehrt nach Beendigung des Rhythmus schnell wieder zurück. Durch die rituelle Körperhaltung kann man mit allen Sinnen in eine andere Bewusstseinsdimension schlüpfen. Man empfängt Eindrücke, wie beispielsweise Klänge, Empfindungen und Bilder (die oft bei den Teilnehmern verblüffend parallel sind). Es gibt Trancereisen zu den Themen Heilung, Wahrsagung, Initiation, Tod und Wiedergeburt, Metamorphose, Seelenreise, Reisen ins Totenreich oder zu vergangenen Kulturen.
Die Trancereisen faszinierten mich so sehr, dass ich mir ein spezielles Rassel-Tonband kaufte.
Es half mir zu Hause weiter zu experimentieren. Dabei hatte ich unglaubliche Erlebnisse…
© Ulrike Sammer 2020-07-10