Wie kam es zur GrĂŒndung des kleinsten Opernhauses in MĂŒnchen? Nach einem Konzert in der Fabrik, beschlossen eine unserer Musikerinnen, die an der Hochschule studierte, und ich, das GĂ€rtnerplatz-Theater zu besuchen. Da dessen Intendant Hellmuth Matiasek einer meiner Berater war, ergab sich die gute Gelegenheit, oft Freikarten zu erhalten. Dadurch kamen wir in den Genuss, eine Rossini Oper in einer Loge am BĂŒhnenrand zu sehen. Der Abend endete mit einer launigen Aufregung und moderaten EnttĂ€uschung. Was machte uns so nachdenklich? Nachdem wir das Haus erreicht und uns den Weg zur Garderobe gebahnt hatten, standen wir, wie ĂŒblich, wartend in einer Schlange, spĂ€ter am Buffet, da die Abfertigung in beiden FĂ€llen zu lange dauerte. Sowohl fĂŒr die Garderobe als auch den Sekt und den Snack – das Brötchen war winzig und der Sekt abgestanden – zahlten wir zu viel. Da die Pause kaum ausreichend Zeit zum Anstehen und folgenden Verzehr gewĂ€hrte, blieb der Hunger wĂ€hrend der Vorstellung, und ein sĂ€uerliches GefĂŒhl lieĂ die Laune auf den ersten Tiefpunkt sinken. Leider schlich sich im weiteren Verlauf zudem die Hoffnung auf sein baldiges Ende ein. Die musikalische Darbietung klang nicht so ĂŒberzeugend, geschweige denn berĂŒhrte sie unsere Herzen. Letztlich waren wir enttĂ€uscht und der Meinung, Rossini schwungvoller inszenieren zu mĂŒssen. Uns fielen wacklige Kulissen, anscheinend gelangweilte Musiker im Orchestergraben und einige mĂŒde SĂ€nger auf. Irgendwie beschlich mich das unvermeidliche GefĂŒhl, Zeuge einer biederen Routine geworden zu sein, die die faszinierende Ausdruckskraft des StĂŒcks marginalisierte. Zu wenig Temperament, kaum lustig und bewegend, das könnte ein ResĂŒmee gewesen sein.
Um wie viel aufregender erschienen mir demgegenĂŒber die auf italienischen BĂŒhnen gesehenen AuffĂŒhrungen. Gewiss, dies war nur mein Eindruck, der uns trotzdem nachdenklich stimmte. Nach der Vorstellung beabsichtigten wir in einem böhmischen Lokal zu speisen, um den Hunger zu stillen. Heute Ruhetag stand an der TĂŒr geschrieben! âJetzt reichtâsâ war der gewiss zu emotionale Kommentar, und ich rief, âNun grĂŒnden wir halt selber eine kleine Oper mit einem Restaurantâ, wie frĂŒher bei italienischen FĂŒrsten in den KleinstĂ€dten, oder Filmen Fellinis. Dort dinieren Familien und Freunde auf einer Piazza und lauschen den Weisen, die sinnesfrohe SĂ€nger zum Besten geben. In einer Trattoria setzten wir, etwas erschrocken ĂŒber unseren Mut, die Unterhaltung fort. SpĂ€ter gesellte sich ein KammersĂ€nger zu uns. Mit einem âProst auf die Operâ und “Salute i una buona serata, amiciâ verabschiedeten wir uns kurz darauf vom verdutzten Kellner, der dem GesprĂ€ch vermutlich gelauscht und dann geschmunzelt hatte. War der Abend ein Zufall oder ein Wink von Kairos? Bald grĂŒndeten wir das Kleinste Opernhaus MĂŒnchens.
Die ganze Geschichte des Kulturzentrum Pasinger Fabrik GmbH ist in der stadtgeschichte-muenchen.de zu lesen und herunterzuladen.
© Michael M. Stanic 2022-11-13