Dieser Rosamunde Pilcher-Moment

BrittaF

by BrittaF

Story


In Deutschland gibt es zwei Arten von Menschen. Diejenigen, die am Sonntagabend den Krimi auf dem einen Sender schauen und es gibt die anderen. Die Personen, die an Liebe und Romantik glauben. Zu diesen gehöre ich. Wahre Liebe, echte GefĂĽhle und natĂĽrlich – zwingend vonnöten – ein Happy End.


In diesen Filmen gibt es immer diesen einen Moment. Ich nenne diese Sekunden den “Rosamunde Pilcher-Moment”: die Hauptdarstellerin (Single / unglĂĽcklich verliebt / glĂĽcklich liiert, aber unbewusst auf der Suche / frisch getrennt und ĂĽberhaupt nicht auf der Suche) und der Held (gutaussehend / reich / Immobilienbesitzer / PferdezĂĽchter / Rennfahrer) begegnen sich.

Der magische Moment passiert sozusagen beiläufig. Im Vorbeigehen. Nebenbei. Unerwartet. Die beiden begegnen sich, blicken sich in die Augen und die Zeit steht still. Die Welt hält den Atem an, als sich diese beiden Seelen treffen. Ist es ein Erkennen, ist es ein Finden oder ist es einfach nur Zufall?


Im Fernsehen dauert es dann ungefähr noch 85 Minuten, bis alle Hürden (Schicksalsschläge / Unwägbarkeiten / Konkurrentinnen / Nebenbuhler / Schwiegermütter / Ex-Chefs / Missverständnisse) aus dem Weg geräumt sind. In eineinhalb Stunden zum Lebensglück, ein beeindruckendes und beneidenswertes Tempo.


Was bedeutet diese Zeitspanne aber auf ein reales Leben hochgerechnet? Auf mein Leben? Auf das Leben einer Single-Dame um die 50? Wann beginnt mein Sonntagabend-Film des Lebens? Wo ist mein Happy End? Hat der Film ĂĽberhaupt schon begonnen?

An alle Lebens-Drehbuch-Schreiber da draußen: der Held möge kommen, ich bin bereit.



© BrittaF 2024-07-03

Genres
Anthologies
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Emotional, Komisch
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