Drinnen Dada

Müllig. Mein Müll-Ich. Und mein Zimmer auch. Je länger ich hier drin bin, desto mehr werde ich wie mein Zimmer, desto mehr vermülle ich. Ich sammle Müll. Ich bin ein sammelndes Wesen. Im Wesentlichen Messie. Sagen alle. Du brauchst dich nicht zu schämen, sagen sie. „Denn niemand liebt den Müll der Welt, wie du es tust.“ singt Dirk von Tocotronic. Es gibt immer ein Lied von Tocotronic. Sie stapeln sich in meinem Hirn. Unter einer Staubschicht vergraben finde ich Tabakreste. Meine Ranzigkeit, mein Halt. Meine Haare verheddern sich in den Fäden der Sektlibellen. Mumpitz. Meine Welt ein Müllberg. Müde wühle ich mich durch Stoffhaufen.

Sichergehen, dass ich noch existiere. Kamera Beweis genug? Heimlich stattfindende Supernovä. Hinter vorgehaltenen Händen. Hirngeschwülste. Ein Buckel vom Kauern. Was tut die Quarantäne? Ich dekonstruiere mich. Neu zusammensetzen. Zerreißen. Unter meinem Fingernagel pule ich ein kleines, blutiges Stückchen Fleisch hervor, mein eigenes. Ich lege es zu meinen Locken in die Kiste. Spiegelung einer Taube im Fenster gegenüber.

Und wie geht’s jetzt weiter? Wie geht’s jetzt weiter? Und? Und? Und? Wollen wir vielleicht etwas Dadaistisches versuchen? Ein bisschen dada, dies das, das dies, das da, da da. Bisschen aus der Zeit gefallen, nicht? Bisschen spät dafür, Kind. Du weißt doch: Wir sind post. Post alles. Vielleicht lieber bei der Post arbeiten. Da lässt sich Geld verdienen. Die zahlen dir 14 Euro die Stunde. So viel hab ich noch nie verdient. Da können wir reich mit werden, wenn wir bei der Post arbeiten.

Das macht hier alles was mit mir. Bin schon so lange hier drin. Glaube, es ist gut. Gut für die Kunst, für Dada, nicht? Dachte, das würde mein Jahr oder so. Sachen würden sich entscheiden. Auf geht’s ab geht’s, hab ich gedacht. Dann warf es mich um. Und so häng ich hier noch ausgeknockt und draußen geht das Jahr los. Aber hier drinnen geht auch was los. Ich spür’s. Vorher muss ich aber noch auf Klo und essen sollte ich vielleicht auch. Aber vielleicht auch nicht. Hunger macht schwummrig. Schwummrig macht dada. Dann noch das mit dem Gender. Gar nicht so leicht zu ignorieren bei diesen Wellen und Kurven, da wird dir ja ganz schwindelig. Wie eine Autobahnauffahrt. Da haben wir früher immer Achterbahn gespielt, meine Schwester und ich, in den Autobahnauffahrten. Jetzt aber zurück zum Ernsthaften. Es muss ja weiter gehen, nicht. Und wie geht’s weiter? Hm?