by ratz
Ich habe bei Story.one über alles Mögliche geschrieben, von Gedanken zur Ukraine über meinen Umzug im vergangenen Jahr bis zu einem Fitzelchen Seife, das ich nicht wegwerfen wollte. Schwer, das alles unter einem Titel unterzubringen und daraus ein Buch zu machen. Aber dann habe ich den Spaß daran entdeckt, mehr über die Gegend, in der ich seit über einem Jahr wohne, herauszufinden und über einzelne Orte zu schreiben. Das ließ sich schon eher in einen Sack packen. Unter dem Titel “Ein trödelnder Fluss” wollte ich es bei Story.one veröffentlichen. Aber was war mit den Fotos? Zwei hatte ich aus dem Internet geholt. Nicht so gut, las ich. Könnte teuer werden, wenn jemand sein Copyright dadurch verletzt sieht, dass ich seine Fotos kommerziell nutze. Außerdem hatte ich eine Skulptur abgelichtet. Auch kritisch. In diesem Falle solle man sich doch lieber die Erlaubnis des Künstlers für die Verwendung einholen. Ich fand den Namen des Schöpfers heraus, schrieb ihm, bekam keine Antwort, erreichte ihn schließlich am Telefon. Wir hatten ein nettes Gespräch, und er gab mir, nachdem ich ihm den Text zum Foto geschickt hatte, grünes Licht für die Veröffentlichung. Die Fotos aus dem Internet ersetzte ich durch eigene. Vor genau einem Monat ist der trödelnde Fluss herausgekommen. Doch was heißt “herausgekommen”? Er existiert als Datei, verborgen in den Tiefen des Netzes. Es gibt niemanden außer mir selbst, der ihn ans Licht holen, sichtbar machen kann. Und von Marketing habe ich eigentlich keine Ahnung. So habe ich erst mal bei Story.one einen großen Pack gedruckte Exemplare bestellt und hielt eine gute Woche später Bücher in den Händen, die ich anfassen konnte, auf denen mein Name stand. Einige Exemplare habe ich mittlerweile verschenkt und damit ein paar Leuten eine Freude gemacht. Die Idee, das Buch über Kommission in Buchläden und Museen zu verkaufen, hat sich bislang nicht wirklich als Erfolg erwiesen. Die örtliche Buchhändlerin meinte, der Aufwand, sei für sie zu groß. Ein kleines Museum nahm ein paar Exemplare, allerdings mit dem Hinweis, darauf, dass sich Bücher bei ihnen nicht gut verkauften. Bei drei großen Buchhandlungen habe ich angefragt. Die empfahlen mir, mich mit ihren Zentralen in Verbindung zu setzen, die ich bislang noch nicht erreicht habe. Dafür, eine Lesung zu organisieren, fehlte mir bislang die Zeit. Das steht also noch an. Alle Leute, mit denen ich irgendwie mal zu tun hatte und deren E-Mail-Adresse ich habe, wurden davon in Kenntnis gesetzt, dass ich ein Buch geschrieben habe. Ein paar Menschen, von denen ich es nicht erwartet hätte, haben darauf reagiert, geschrieben, dass sie es sich kaufen würden, ebenso Freundinnen und Freunde. Etliche haben mein Werk nun schon gelesen. Auch auf Instagram und Facebook habe ich gepostet, dass ich ein Buch veröffentlicht habe. Meine Tochter hat mich dabei gecoacht. Sie musste mir sehr viel sehr genau erklären. Vor allem meinte sie, ich solle dafür sorgen, dass ich Follower bekäme, am besten solche mit Reichweite. Reichweite ist heute das, was man früher als Bekanntheit bezeichnete. Ich habe ein paar Follower gewonnen. Aber meine Verkaufszahlen sind noch nicht in die Höhe geschnellt, und im Karton liegen noch viele hübsche Exemplare, die darauf warten, ihren Weg zu den Menschen zu finden. Wenn ein Buch herausgekommen ist und wenn es unter die Leute kommen soll, dann wird es interessant. Dann geht die Arbeit erst los.
© ratz 2024-07-02