Ein Wochenende in Berlin

Jazzi O.

by Jazzi O.

Story

Wien – Berlin-Tegel

Eigentlich wollte ich das Wochenende alleine in Berlin verbringen. Alleine, um jemanden zu treffen, den ich online kennen gelernt hatte. Doch meine Freundin liebte Berlin. Sie war selbst schon dort. Somit stand sofort fest, ich musste umbuchen. Sie musste mit!

Freitags kamen wir dann nachmittags in Berlin an. Schnell ein Selfie vor dem Brandenburger Tor geschossen und ab zum Hotel. Wir standen in der Spandauer Straße vor dem Aqua Dom, doch weit und breit kein Hotel in Sicht. Ich checkte noch einmal die Buchung. Uns traf der Schlag. Das Hotel war in Hellersdorf.

Es war bereits dunkel. Wir wollten das Nachtleben mit meinem Bekannten verbringen, doch die Koffer störten. Auch wenn wir nur mit Handgebäck reisten. Also ab zum Hotel. Insgesamt waren wir fast zwei Stunden unterwegs, um uns dann endlich am Alexanderplatz mit dem Bekannten zu treffen. Meine Erwartungen waren hoch. Schließlich war er ein echter Berliner und konnte uns sicher die angesagtesten Clubs zeigen. Doch Fehlanzeige. Wir landeten in irgendeiner abgefuckten Absteige. Zwar mit Musik, aber keinerlei Möglichkeit zu tanzen. Ich war enttäuscht. Und noch mehr war ich enttäuscht, als er sich an meine Freundin ranmachte.

Irgendwann schlenderten wir ziellos durch Berlin Mitte, tranken Bier und ich war bald nur mehr das fünfte Rad am Wagen. Der Höhepunkt war dann, als er uns zu sich nach Hause einlud. Die Freundin, mittlerweile stockbesoffen, war total begeistert. Was blieb mir anderes übrig als mitzukommen. Ich konnte sie unmöglich mit einem Fremden alleine lassen.

Bei ihm durfte ich dann neben ihnen auf dem Sofa schlafen und ihr herumgeknutsche und befummle mit anhören bis mir dann allmählich der Kragen platzte. Irrer Streit. Alle waren gegen mich. Ich rief einen guten Freund zu Hause in Österreich an, der sofort 8 Stunden Fahrt in Kauf nehmen wollte, um mich von diesen beiden Irren zu befreien. Wir hatten uns dann doch zusammengerauft. Allerdings blieb es dabei. Freundin und Bekannter schliefen gemeinsam im Bett. Ich blieb alleine.

Am nächsten Morgen nahmen wir Abschied. Freundin bekam ein Küsschen, ich nur einen Killer-Blick. Wir machten zwar das beste draus trotz einsetzendem Regenwetter und sahen uns alle Sehenswürdigkeiten an, die Berlin zu bieten hatte. Vom Checkpoint Charlie bis hin zur East Side Gallery an der Spree. Wir aßen Currywurst und ließen den letzten Tag im Kaffee Karamell ausklingen. Dort forderten wir drei Mal die Rechnung, die uns dann ohne jeglichen Kommentar hingeklatscht wurde. Wir gaben kein Trinkgeld. Eilig liefen wir zum Alexanderplatz. Auf in Richtung Flughafen. Auf dem Weg dorthin mussten wir in den Bus umsteigen. Fast fanden wir die Haltestelle nicht. Fast fuhr uns der Bus davon und fast verpassten wir somit unseren Flug zurück. Aber nur fast.

Ich hatte mich noch nie so sehr auf zu Hause gefreut. Normalerweise bekomme ich noch im Flieger Fernweh. Doch in Berlin ging wohl alles schief, was nur schiefgehen konnte.

© Jazzi O. 2022-02-04

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