Eine Busfahrt, die ist lustig

Hanna-Theresia Pitter

by Hanna-Theresia Pitter

Story

Wiesen. Felder. Wälder. Alles zieht an mir vorbei, während ich die Augen geschlossen habe. Nichts davon bekomme ich mit. Nur ein gleichmäßiges Brummen und ein eigenartiges Schaukeln, als ich langsam wieder zu mir komme. Wo bin ich? Langsam kehrt meine Wahrnehmung zurück. Ich bin müde. Mein Kopf dröhnt. Was ist passiert? Meine Erinnerung streikt. Als ich meine Augen schließlich öffne und realisiere, was das Brummen und Schaukeln bedeutet, bekomme ich einen Schreck. Bis mein Gedächtnis langsam wieder zurückkehrt und ich mich doch beruhige. Stimmt. Es ist alles in Ordnung. Ich sitze im Bus auf dem Weg zu meiner Unterkunft. Endlich abschalten. Es war so viel Trubel die letzte Zeit. Hoffentlich sind wir bald da. Ich bin schon ewig unterwegs.

Als hätte jemand diese Gedanken gehört, hält der Bus in diesem Moment an. Nun ertönt eine Stimme durch die Lautsprecher, welche lautstark verkündet, dass das die Endhaltestelle sei und alle nach draußen gehen sollen. Das muss mir niemand zweimal sagen. Ich bin die Erste an der Tür.

Als ich ins Freie trete, strahlt mir die untergehende Sonne direkt ins Gesicht. Es ist abends und etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang. Ich sehe mich in alle Richtungen um. Der Anblick, der sich mir bietet, bringt mich zum Innehalten. Vor mir auf einer Anhöhe steht ein großes Gebäude. Ein Schloss mit hohen Fassaden und runden Türmen. Es sieht aus wie aus dem perfekten Märchen. Antik und verschnörkelt. Seltsam surreal. Dahinter erstreckt sich eine kilometerweite wunderschöne Landschaft. In der Ferne sind ein See und ein Dorf zu erkennen. Ich kann mich fast nicht sattsehen, so schön ist dieser Ort. Er strahlt Ruhe, Wärme und einen Frieden aus, der bis in mein Innerstes vorzudringen scheint. Als ich die ersten Schritte in Richtung des großen Hauses antrete, um mehr über diesen Ort herauszufinden, öffnet sich sogleich die riesige Eichenholztür mit einem lauten Quietschen. Ich verziehe leicht das Gesicht, versuche mir allerdings nichts anmerken zu lassen. Hinter der Tür kommt ein junger Mann mit blonden Haaren zum Vorschein, der mich freundlich anlächelt und mit einer Armgeste hereinbittet.

„Willkommen! Willkommen!“, trällerte er als Begrüßung, „Wie kann ich behilflich sein?“ Ich setzte ein höfliches Lächeln auf und trat ein. „Vielen Dank. Ist das hier Hotel Charis? Ich habe einen Zeltstellplatz gebucht.“ Jetzt bemerkte ich erst wie edel es hier war. Ich kam mir plötzlich ganz peinlich vor. Ich war ganz verschwitzt und auch meine Kleidung hatte die besten Jahre schon lange hinter sich. Ich passte nicht hierher. „Genau richtig. Haben sie gut hergefunden?“, fragte mich der Blondschopf fröhlich und nickte mir aufmunternd zu, „Wie ist denn ihr Name?“ „Grace.“, antwortete ich zögerlich, da ich mich noch immer unwohl fühlte. Doch der junge Mann glich das mit seiner freundlichen Art direkt wieder aus und lächelte mir zu, „Perfekt! Es ist bereits alles vorbereitet worden.“


© Hanna-Theresia Pitter 2024-08-24

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional, Inspirierend