Darf ich vorstellen? Fliegoline – meine Stubenfliege. Seit ĂĽber einer Woche meine possierliche Mitbewohnerin. Woher ich weiĂź, dass es immer dieselbe ist? Nun, auch Fliegen haben WesenszĂĽge. Besonders Fliegoline. Recht auffällig ist ihr Verhalten, das ich Tag fĂĽr Tag versuche, ihr abzugewöhnen. Sie liebt nämlich ganz besonders unseren FliesenfuĂźboden. Nun, das dachte ich. Bis sie mir ins obere Stockwerk folgte. Und dort ist kein Fliesenboden. Dort ist alles mit Teppichboden ausgelegt. Und auch hier lief sie am liebsten auf dem Boden entlang.
Also nochmal:
Darf ich vorstellen? Fliegoline – meine Bodenfliege.
Da ich Wert auf ihre nette Anwesenheit lege, habe ich ihr gesagt, sie möge sich doch bitte eine Etage weiter oben bewegen. Unten sei es zu gefährlich für sie. Nach dem Essen hat sie es getan, ist meinem Rat gefolgt und hat sich auf den Esstisch gesetzt.
Fliegoline ist außerordentlich zutraulich. Sie liebt es ganz besonders, mir permanent um den Kopf herumzufliegen. Und das in Momenten, in denen ich etwas Konzentriertes tue. Wie etwa gestern, als mir mein Mann haarklein erzählen wollte, welche Vorschläge die Inhaberin der Jalousiefirma gemacht hatte, wie sie unsere defekte Jalousie im Bad reparieren würden.
Fliegoline kreiste – wie gesagt – in perfekten Kreisen um meinen Kopf, lieĂź sich dann kurz in meinem Haar nieder, flog wieder los und setzte ihr Kreisen fort.
“Nächstes Mal”, sagte mein Mann, “wenn ich mit ihr alleine bin, werde ich sie erschlagen. Das ist ja nervig.”
“Das ist nicht nervig”, erwiderte ich, “das ist Fliegoline, mein Haustier. Und wehe, du …”
Er kennt mich schon seit 50 Jahren und er weiĂź, was geht und was nicht. Fliegoline wird so lange am Leben bleiben, bis sie die groĂźe TĂĽr findet, durch die sie das Haus verlassen kann. Hoffentlich schafft sie es, bevor die groĂźe Klatsche kommt (sie wird nicht kommen!)
Gestern gab es Nudeln mit Tomatensoße, dazu geriebenen Käse. Ich reibe den Käse gern frisch von einem Stück Gouda. Mit der groben Reibe. So schmilzt der Käse auf der heißen Masse Spiralnudeln mit Soße langsam dahin. Ein leckerer Seelenwärmer!
Fliegoline fand das auch. Lecker Käse! Klar, dachte ich, natĂĽrlich muss sie auch was zum GenieĂźen haben. Ich legte drei abgeriebene RaspelstĂĽckchen von dem Käse aufs Holzbrett an der SpĂĽle. GenĂĽsslich lutschte sie mit ihrem kleinen SaugrĂĽssel an dem winzigen Angebot. Wie lange könnte sie davon leben! Mein Mann gabelte die Nudeln mit der SoĂźe, als sein Blick zur SpĂĽle wanderte: “Das ist doch jetzt nicht extra Käse fĂĽr …” “Na klar”, sagte ich. “Fliegoline hat doch auch Hunger.” Er schĂĽttelte nur den Kopf. Keine Klatsche.
AnschlieĂźend putzte sie sich auf possierliche Art FlĂĽgel und Beinchen. Fliegenhygiene! Und dann kletterte sie mir auf den Finger … eine kleine zarte Liebe!
© Ulrike Nikolai 2024-06-05