Eine kurze Liebesgeschichte

Letzen Sommer habe ich einen jungen Mann kennengelernt. Er war witzig, gutaussehend, intelligent: Ich verliebte mich natürlich sofort in ihn. Schon bald kam es zum ersten Date, und zum zweiten und dritten. Immer wieder trafen wir uns und es lief alles gut. Eines Tages beschlossen wir nach dem – mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen – wöchentlichen gemeinsamen Abendessen noch einen Aperitif in einer netten Bar zu trinken. Dort angekommen bestellten wir und während wir auf unsere Getränke warteten, betrat ein Rosenverkäufer das Lokal. Der junge Mann schenkte mir eine weiße Rose, griff nach meiner Hand, sah mir tief in die Augen und meinte, wir müssten etwas bereden: Er würde mich mögen, sehr sogar, doch er hätte die Trennung von seiner vorherigen Freundin noch nicht verarbeitet. Ich war beruhigt. Er wollte keine Beziehung. Alles war gut. Ich konnte Zeit mit ihm verbringen, ganz unverbindlich, keine Verantwortung, keine Verpflichtungen. So führten wir unsere Treffen – ohne Label – einfach fort. Nach etlichen Monaten erzählte ich meinen Freundinnen von ihm. Ich begann ihn zu vermissen, wenn ich ihn länger als 2 Wochen sah und begann ernsthaft über eine Beziehung mit ich nachzudenken. Im Juni würde ich jedoch für ein Jahr verreisen und es wäre doch unnötig für ein halbes Jahr eine Beziehung aufzubauen – nur um sie dann sofort zu beenden, nicht wahr? Dieses Ablaufdatum schwebte über uns, wie eine dunkle Wolke und dann kam der Corona-Virus.

Ich sah ihn fast 2 Monate nicht und meine Reise war auch nicht mehr möglich. Nun habe ich ihn letzte Woche wiedergesehen. Es war schön, wir lagen den halben Tag im Bett und kuschelten einfach, genossen die Nähe des anderen und ich war glücklich. Zu glücklich. Das Ablaufdatum gab es nun nicht mehr und ich hatte Angst. Panik. Ich mochte ihn. Ich wollte ihn. Vielleicht liebte ich ihn sogar. Einzig logische Schlussfolgerung: Nummer löschen, Tinder installieren – Bindungsängste Ahoi kann ich da nur sagen.

Das Einzige, das nun bleibt sind die Erinnerungen an Thermenaufenthalte, Kinoabende, Spaziergänge zum Sonnenuntergang und die Sehnsucht.