Eine Schuhschachtel mit Landebahn

Vor einigen Jahren besuchte ich eine kleine Insel namens Naxos. Damals wurde diese Insel noch von Graz angeflogen, inzwischen muss man das in der Nähe liegende Santorin ansteuern und mit der Fähre übersetzen. Der Flughafen, eine sehr schmeichelhafte Bezeichnung, ist wohl einer der interessantesten, die es gibt.

Es ist nur mit kleineren Propellermaschinen möglich, diesen Flughafen anzufliegen. Und nur mit Zwischenstopp, auf der Insel gibt es keine Möglichkeit, das Flugzeug zu betanken. Mein Vater bezeichnete diese Art von Fliegern einmal als „Straßenbahn mit Flügel“. Nach einem Tankstopp am Flughafen von Athen setzte also der Pilot zur Landung auf der Insel Naxos an, jene Insel, auf der Ariadne von ihrem Geliebten verlassen worden sein soll.

Der Flughafen ist kaum aus der Luft zu erkennen, ganz anders als jener in der griechischen Hauptstadt. Das Flughafengebäude ähnelt eher einem Einfamilienhaus als einem internationalen Airport. Und auch abgesehen von der Größe hat dieser Flughafen einige interessante Eigenschaften.

Nach der Landung steigt man aus dem Flugzeug aus und steht quasi fast schon im Gebäude. Nur wenige Schritte und man betritt den Flughafen. Wenige Schritte mehr, und man verlässt ihn wieder, so klein ist das Bauwerk. Fragende Blicke, Suche nach dem Förderband, wo wir unsere Koffer erhalten sollten. Fehlanzeige, durch einen schmalen Gang geht es hinaus auf den Parkplatz, wo einer der wenigen Flughafenmitarbeiter die Koffer vom Wägelchen lädt und direkt auf dem Asphalt abstellt.

Im Gespräch mit einigen Fluggästen, die gerade, ebenfalls am Parkplatz, auf ihren Heimflug warteten, erfuhren wir, dass das Flugzeug oft noch eine Runde drehen muss, bevor es landen kann, da der Tower nur besetzt ist, wenn eine Landung geplant ist. Ist die Maschine etwas früher dran, kann es leicht passieren, dass noch niemand da ist. So sind sie nun mal, die Griechen, sie lassen sich nicht stressen. Aber ist das doch auch gleichzeitig eine ihrer bewundernswertesten Eigenschaften. Immer mit der Ruhe, lautet die Devise.

Beim Abflug von diesem Flughafen muss das Flugzeug, ist es auch noch so klein, bis ganz an den hintersten Rand der Piste rollen, um ja genug Rollbahn für den Start zur Verfügung zu haben. Bremse rein und vollen Schub, und beim Lösen der Bremse schießt die kleine Maschine weg wie eine Rakete, nur um wenige Minuten durch die Luft zu schaukeln und auf Mykonos zum Tanken wieder aufzusetzen.

Insgesamt arbeiten auf dem Flughafen vier, fünf Menschen: ein Polizist, ein Mitarbeiter, der mit einer Personenwaage die Koffer wiegt, eine Dame an einem kleinen Kiosk und dann noch ein Mitarbeiter, der die Koffer zur Maschine bringt, der ist auch des Öfteren der, der den Tower besetzt, wenn die Maschine an den Start geht.

Der Naxos Airport ist bestimmt nicht der modernste, größte oder schönste, er ist eher eine Schuhschachtel mit Landebahn. Aber er ist ein abenteuerlicher Start für den Aufenthalt auf einer wunderschönen Insel.