Trance ist die biologische Tür zu einer anderen Wirklichkeit. Wir wissen, dass die Sehnsucht nach Ekstase untrennbar mit der Geschichte des Menschen verbunden ist. Weit zurück in die Frühzeit der Menschen zeugen archäologische Funde und Felsbilder von dem Bemühen der Menschen, sich willentlich in einen außergewöhnlichen Zustand der Wahrnehmung zu versetzen. Rhythmus, Bewegung, Gesang, Räucherungen und die Einnahme von psychoaktiven Pflanzen waren und sind die hauptsächlichen »Schlüssel« zum »Verschieben der Wahrnehmungsfilter«.
Die Erfahrung eines Zustands höchster Steigerung des Lebensgefühls nennt
man Ekstase oder ekstatische Trance. Die Definition des Wortes bezieht sich
auf das griechische »extasis«, das »Heraustreten«, »Außersichsein«.
Schamanen aller Kulturen benutzen diese Kenntnisse auch heute und leben
dadurch in unmittelbarem Bezug zur Natur und zum Kosmos. Mithilfe von
rituellem Tanz, Gesängen und Musik versetzen sie sich in Trance, um sich mit
übernatürlichen Kräften, Geistern oder Ahnen in Verbindung zu setzen Nach
ihrem Glauben haben diese Geister die Aufgabe, die Seelen der Verstorbenen
zu begleiten, Kranke zu heilen und Unheil abzuwenden.
Werfen wir einen Blick auf den Zusammenhang zwischen dem Gehirnstoffwechsel und veränderten Bewusstseinszuständen. Der größte Teil des menschlichen Gehirns besteht aus der Großhirnrinde. In ihr laufen alle Intelligenzleistungen ab. Sie befähigt uns Menschen, Sprache, Kultur und Kunst hervorzubringen. Das limbische System hingegen wird als das »emotionale Gehirn« angesehen und verwebt Gefühle mit höheren Gedanken und Wahrnehmungen. Es kommt dadurch zu emotionellen Zuständen wie Ekel, Enttäuschung, Neid, Staunen und Freude. Das limbische System ist unerlässlich für religiöse und spirituelle Erfahrungen. Wenn man im Versuch diese Areale elektrisch reizt, entstehen traumartige Halluzinationen, Gefühle der Körperlosigkeit und Sinnestäuschungen, wie sie auch während spiritueller Zustände beobachtet werden. Bei Meditationen und anderen spirituellen Erfahrungen wurde im limbischen System eine erhöhte Aktivität festgestellt.
Zur physikalischen Messung im Trancezustand gibt es einige Möglichkeiten.
So kann man zum Beispiel die Durchblutung bestimmter Gehirnareale, sowie
Blutdruck und Herzfrequenz während der Trance messen. Eine verstärkte Durchblutung korreliert normalerweise mit einer erhöhten Aktivität und man kann damit den Orientierungszustand eines Menschen quantifizieren. Im Zustand der Meditation kommt es nun zu einer verringerten Aktivität im Orientierungsfeld, was vielleicht gleichzusetzen ist mit einer Verwischung der Grenze zwischen dem Selbst und der Außenwelt.
Genauso haben Mystiker ihre Erfahrungen am Höhepunkt ihrer spirituellen Tätigkeit beschrieben. Das heißt, mystische Erfahrung und Trance sind naturwissenschaftlich wahrnehmbar.
© Ulrike Sammer 2024-12-30