Elon Musks Dentalprogramm

Die letzte Nachricht meines Zahnarztes stimmte mich nicht sehr froh.

»Den müssen wir wohl entfernen.«

»Entfernen?«

Ich fühlte mich ein wenig wie bei einem Installateur, der ein schadhaftes Rohr austauschen musste.

»Er hat einen Riss und scheint mir nicht mehr erhaltungswürdig?«

»Nicht erhaltungswürdig?«

Doch zum Glück zeichneten sich am Horizont vielversprechende wissenschaftliche Entwicklungen ab, die mir und vielen anderen helfen konnten. Forscher hatten eine Methode entwickelt, mit der man in der Petrischale Zähne aus adulten Stammzellen züchten konnte. Die klinischen Studien konnten mit der nötigen Finanzierung jederzeit starten.

»Am besten wäre ein Implantat.«

»Am besten wäre ein neuer eigener Zahn.«

»Ja, das wünschen wir uns alle.«

»Die Technik funktioniert ja bereits, was glauben Sie, wann der natürliche dritte Zahn serienreif sein wird? – Klingen merkwürdig, diese Begriffe zusammen, ›natürlich‹ und ›serienreif‹.

»Das kann ich natürlich nicht sagen, aber ich würde mal von mindestens zehn Jahren ausgehen.«

»Ließe sich das nicht etwas beschleunigen? Vielleicht durch einen wohlhabenden Förderer, der einen dentalen Forschungsetat zur Verfügung stellt. Es wird doch einen Reichen geben, dem gerade die Zähne wehtun. Wie wäre es mit Elon Musk? Nachwachsende Zähne wären vielleicht auch eine gelungene Ergänzung zu seinem Marsprogramm. Soviel ich weiß, gibt es auf dem Mars noch keine Zahnärzte.«

»Ich sehe, Sie sind sehr fantasiebegabt, oder sie vertragen die Betäubungsspritze überdurchschnittlich gut.«

»Ich habe gelesen, dass man mit Stammzellen sogar das Dentin wachsen lassen und so Karies und gebrochene Zähne heilen kann. Aber eigentlich sollten Sie mir das alles erzählen und nicht ich ihnen.«

»Ein Zahnarztbesuch ist eben keine wissenschaftliche Fortbildung.«

»Aber von wem sollte ich den sonst eine lückenlose Aufklärung erwarten, wenn nicht von meinem Zahnarzt?«

»So oder so handelt es sich dabei um Möglichkeiten in der Zukunft.«

»In naher Zukunft. Aber es gibt doch immer mehr als nur eine Möglichkeit. Wenn dem Elon Musk sagen wir nächste Woche ein Zahn ausfallen würde …«

»Das hört sich jetzt aber schon fast nach Verschwörungstheorie an.«

»Wenn die Verschwörung meinen Zähnen dienlich ist, kann ich ihr einiges abgewinnen.«

»Sie haben schon recht, das Geld bestimmt die Entwicklungsgeschwindigkeit. Aber auch mit Elon Musk würde es noch ein Weilchen dauern. Solange müssen Sie eben die Zähne noch zusammenbeißen, ha, ha.«

Der Witz des Doktors war billig, leider traf das auf Implantate nicht zu. Alles in allem waren das zu viele Dinge an einem Tag, die entstellend auf meinen Gesichtsausdruck wirkten. Jetzt brauchte ich erst einmal etwas Ruhe. Und spät in der Nacht, wenn in Kalifornien der Tag erst begonnen hatte, wollte ich Elon Musk persönlich anrufen, um ihn zu fragen, wie es denn seinen Zähnen so gehe.