Ich sitze auf einem Baumstamm neben Enya am Lagerfeuer und spiele mit den Füßen im Sande herum. Dabei lausche ich den leisen Gitarrenklängen von Damian. Er ist so talentiert, finde ich.
Ich schließe jetzt meine Augen und sauge jede Note auf. Er berührt mein Herz, er bringt es zum Schlagen. Ich lebe, ich fühle und Worte fliegen mir durch die Gehirnwindungen. Enya wiegt sich leicht im Takt mit und hat ihre Hand auf meiner. Was war ich damals begeistert von Damian gewesen? Vor allem von seiner Musik. Doch er ist und bleibt vor allem ein unglaublicher Mensch mit dem Herz am richtigen Fleck.
Wir sind nicht umsonst seit der Kindheit befreundet. Damals gab es Enya, ihn und mich nur im Trio. Sie waren und sind wie Geschwister für mich. Wir haben echt alles gemeinsam gemacht, die beiden sind Zwillinge. Das hat sich erst etwas in der Schulzeit verändert, als sie uns getrennt haben. Doch irgendwann kam es wieder, wie von selbst. Tja, das Leben macht halt seine eigenen Regeln und spielt kein faires Spiel. Doch ich war so heilfroh, dass wir später wieder mehr zusammen machten. Dass er dann doch wieder mit uns sprach. Enya blieb immer treu an meiner Seite, aber sie war auch in meiner Klasse. Auch als Leah dazu gekommen ist. Dann waren wir das Girlstrio und wir waren nicht auseinander zu bringen. Erinnerungen und über Erinnerungen schieben sich ins Gedächtnis. Liebeskummer, erste Party, erster Kuss, gemeinsame Urlaube und gemeinsame Erlebnisse. Ich habe ein Lächeln auf den Lippen, als ich an all das Denke.
Als mich eine Melodie aus meinen Erinnerungen holte. Enya stupste mich an. Eine Melodie, die ich kannte. Eine, die ich damals liebte und ich öffne die Augen. Strahlt Damian an und lächelt sein typisches verschmitztes Lächeln, als er zu mir sieht. Ich wippe jetzt auch wie von selbst mit und betrachte die Umgebung, den Himmel. Was für ein perfekter Abend. Ein lauer Sommerabend mit keiner Wolke am Himmel und dazu die Menschen um mich herum, die ich liebe.
»Sag mal, Dana. Kannst du vielleicht den Text dieses Liedes noch?«, fragte mich Damian leise ins Ohr. Enya war aufgestanden und hatte sich unbemerkt auf die andere Seite gesetzt. Ich sehe zu ihr und schaue sie böse an. Ich kannte ihn noch, doch ich habe ewig nicht mehr gesungen. Ich, ich kann das nicht. Nicht hier, nicht jetzt. Ich schlucke und meine Knie zittern.
»Damian, wie könnte ich diesen Text je vergessen?«, flüstere ich und piekste ihn leicht, um meine Nervosität zu überspielen, weil ich weiß, was jetzt gleich kommen wird.
»Würdest du mir die Ehre erweisen und ihn mit mir singen?«, fragt er mich und sieht mich an.
»Heute Abend lieber nicht. Doch ich verspreche dir, dass wir das die Tage gerne nachholen können, ja?« sagte ich und er nickte leicht enttäuscht. Er atmete kurz durch und dann fing er an. Er singt es, er singt es für mich. Ich lehne mich gegen Enya. Wir singen gemeinsam leise zusammen mit. Es ist mein Lieblingslied, weil’s mein Song ist. Ich habe ihn damals zusammen mitgeschrieben.
© MaliaAvaWinter 2022-08-29