Erinnerungen 29 -Tag der Mütter-

Erich Stöger

by Erich Stöger

Story
Krumau 1961 – 1967

Das Wochenende war etwas stressig, das ist der Grund für die Verspätung dieser Geschichte. Nun ja, wir wissen, der Muttertag feierte heuer seine hundertjährige Geschichte. Ob das, was mit seiner Einführung erreicht werden sollte, wirklich zutrifft, bezweifle ich persönlich. Aber das werden wahrscheinlich viele Menschen auch anders sehen. Soll so sein.

Ironischerweise wurde mit dieser Woche auch der Equal Pay Day begangen.  Das heißt, diese ersten hundertvierunddreißig Tage des Jahres haben viele Frauen umsonst gearbeitet. Wie das berechnet wird, ist mir nicht bekannt. Aber irgendwelchen klugen Köpfen dürfte das gelingen. Der Kommerz hat den Muttertag genauso vereinnahmt wie den Valentinstag, Ostern oder Weihnachten. Leider! Alle, die Familien wegen der geplanten Ausflüge und die Wirtschaft wegen des erwartenden Umsatzhochs, hoffen auf ein schönes Wetter. Somit dürfte die Zufriedenheit aller erreicht sein. Und trotzdem glaube ich, wird dieser „Tag der Mütter“ nicht immer alle Mütter wirklich glücklich machen.

Zu Beginn der Sechzigerjahre war für uns Kinder das Wort Taschengeld noch unbekannt. Also wurde in der Schule für den Muttertag wie wild gebastelt und geschrieben. Ob selbst geschrieben oder von der Kreidetafel „abgemalt“, oder ob uns von den älteren Schülern oder der Frau Lehrerin „ausgeholfen“ wurde, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Aber es gab in der Schule nur zwei Klassenräume. Erste und zweite Klasse in einem, dritte und vierte im anderen Raum. Das Mutterherz im Scherenschnitt habe ich aber bestimmt alleine gebastelt. Auf ein selbstgemachtes Billett gelegt, wurden mit einem roten Farbstift die Strahlen darauf gemalt. Ein weißes Herz mit rotem Strahlenkranz! Zusätzlich geschmückt mit einer getrockneten Wiesenblume, die mit Klebstoff darauf befestigt wurde. Wir waren stolz. Ein schöner Wiesenblumenstrauß, Maiglöckchen und manchmal auch Flieder aus Nachbars Garten wurde am Vortag gepflückt, mit einer Schnur zusammengebunden und in einer Konservendose eingewässert. Beides wurde im Schuppen gut versteckt und natürlich mit ganzem Stolz zum Muttertagsfrühstück überreicht. Meine Schwester kann sich vielleicht erinnern, ich werde sie fragen. Unsere Brüder nicht. Ich glaube, die waren noch nicht geboren. Einige Jahre später in der Hauptschule bekam ich des Öfteren etwas Geld mit für eine Jause, da es auch Nachmittagsunterricht gab und Schulbuffets noch unbekannt waren. Basteln und Lesen waren ja nun kein Problem mehr und auf die eine oder andere Jause verzichtend, konnte ich auch ein kleines Geschenk überreichen. Der Wiesenblumenstrauß, die Maiglöckchen oder der Flieder von uns Kindern blieb über die Jahre beibehalten, gekaufte Blumen gabs vom Papa. Richtige Ausflüge waren eher nicht angesagt. Aber der eine oder andere Besuch bei Mami (Oma) oder diversen Tanten und Onkeln fand zumeist am Nachmittag statt. Zu Hause gab es das “Muttertagsmittagsfestessen”, natürlich von Mama zubereitet! Wer auch sonst?

Liebe Mama, diese Geschichte ist für dich! Auch wenn ich es dir nicht mehr persönlich sagen kann!

© Erich Stöger 2024-05-14

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional, Hoffnungsvoll, Unbeschwert
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