Erinnerungen!

Erika Eck

by Erika Eck

Story

Wenn ein Mensch stirbt, ist es schwer für die nahen Hinterbliebenen, wieder ins Alltagsleben zurückzufinden. Wenn aber eine nahe Freundin stirbt, mit der man viele Jahre Freud und Leid geteilt hat, stirbt ein Stück Jugend und ein Stück von einem selbst!

Solange ich denken kann, waren „Puppi“ und ich Freundinnen. Wir spielten miteinander, teilten unsere Jungmädchen-Träume, tauschten große und kleine Geheimnisse aus, lachten zusammen, waren über die gleichen Dinge traurig, machten uns über Ähnliches lustig!

Auch als wir schon verheiratet waren, verbrachten wir viel Zeit miteinander und als dann mein Sohn Hannes geboren wurde, war es beschlossene Sache: „Puppi“ musste seine Taufpatin sein! Erst, als sie in eine andere Stadt zog, lockerte sich unser Freundschaftsverhältnis und auch ich hatte mit Beruf, Haushalt, Kindererziehung nur eine karge Freizeit.

Und unsere jahrelange, schöne Freundschaft zerbrach ganz, als irgendjemand ein hässliches Gerücht über meine Freundin „Puppi“ in die Welt setzte. Sie war felsenfest überzeugt davon, das konnte nur ich gewesen sein und alle Beteuerungen meinerseits, alle Schuldzuweisungen, die ich entkräften wollte, fanden bei ihr kein Gehör! So baute sie sich einen neuen Freundeskreis auf, ließ sich auch scheiden, aber in meinem Inneren blieb sie immer präsent. Mir tat alles furchtbar leid, ich litt, es tat weh und ich war mir sicher, auch „Puppi“ war innerlich angeschlagen!

Inzwischen musste sie persönliche Schicksalsschläge verkraften und als ihre geliebte Mutter starb, nahm ich mir ein Herz und legte ihr ein Billett und ein Büchlein des Trostes vor die Wohnungstüre!

Von da an wurde unser sehr dünnes Freundschaftsband neu geknüpft, aber wir schauten nur nach vorne, nicht mehr zurück. Es gab auch nur telefonische Verbindungen, denn „Puppi“ musste eine schwere Krankheit ertragen und sie wollte kein persönliches Treffen. Als ich ihr im vorigen Jahr anbot, sie zu mir nach Hause zu holen, machte uns leider Corona einen Strich durch die Rechnung und unbewusst wussten wir wohl beide, zu diesem Treffen würde es wahrscheinlich nicht mehr kommen.

Als ihre ältere Schwester starb, hatte sie, die als schwer kranker Single in ihrer Wohnung lebte, nur mehr Nachbarn, die sie mit allem versorgten, denn sie wollte sich nicht helfen lassen. Sie war eine starke Persönlichkeit mit einem riesigen Reservoir an Stolz, der ihr verbot, Hilfe anzunehmen!

Zu ihrem Geburtstag, im April 2021, telefonierten wir das letzte Mal miteinander und da gestand sie mir auch, austherapiert zu sein und essen sei für sie fast ein Fremdwort.

Vierzehn Tage später kam dann die Nachricht von ihrem Tode, da wusste ich: Das Schicksal ist unbarmherzig, das Schicksal lässt sich auf keinen Handel ein, das Schicksal stimmt keinen Kompromissen zu, das Schicksal billigt keine Pläne, das Schicksal ist unberechenbar und grausam!

Das Leben besteht aus Licht und Schatten! Was bleibt, das sind Liebe, Licht und Erinnerungen!

© Erika Eck 2021-08-22

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