by Giggu
Die Burg Seebenstein ist eine Hochburg in Niederösterreich, die im Jahre 1045 gegründet wurde. Wie ich nachlesen konnte (Wikipedia sei Dank!), wechselte sie oft ihre Besitzer. Die Burg besteht aus zwei Anlagen, einem alten Teil und etwas neueren Zubauten. In der Hochburg kann man im Rahmen einer Führung die bedeutende Sammlung von Waffen und mittelalterlicher Kunst bestaunen. Drei unterschiedliche Wanderwege führen durch den Naturpark Seebenstein hinauf zum Burgtor.
Burg Seebenstein weckt in mir auch eine Erinnerung. Ich war weder Burgfräulein, noch Schlossgespenst, sondern “Tante”. Und das kam so: In den großen Ferien suchten meine Schulfreundinnen und ich immer einen Ferialpraxis-Platz, um unser kärgliches Taschengeld aufzubessern. Ich war zu dieser Zeit knapp 17 Jahre alt. Wir bekamen den Tipp von einem lieben Freund, uns bei einer Organisation, die Ferienlager für Kinder und Jugendliche betreut, zu melden. Wir wurden sofort als “Tanten” angenommen. Damals war man noch “Tante” und man musste keine ausgebildete Kindergarten-Pädagogin sein. Meine drei Freundinnen wurden gemeinsam nach Innermanzing engagiert, mich teilte man nach Seebenstein ein. Das war ein wenig enttäuschend, aber ein Monat vergeht schnell, tröstete ich mich.
Vor Abreise mit dem Zug zur Burg Seebenstein, traf ich noch meinen Freund R., der mir den Tipp gegeben hatte, um mich zu bedanken und auch zu erwähnen, dass ich dort allein hinfahren muss. Er versprach mir, mich zu besuchen. Das wollte ich so gar nicht, es wäre mir peinlich gewesen – ich war ja dort im Dienst. Nach zwei Tagen kam seine erste Post mit der Mitteilung, dass er am Wochenende in der Nähe wäre, um mich zu treffen. Meine Antwort per Postkarte: Wir machen einen Ausflug, ich weiĂź nicht, ob ich da sein werde, bitte komm´ nicht! Post von R.: Werde mich bei der Leiterin im Burg-BĂĽro erkundigen. Mir war das so furchtbar peinlich, daher – voll geschummelte Replik von mir: Hier gibt es keine Leiterin, auch kein Telefon, das ist ein mittelalterliches Gebäude! Das Wochenende verlief daraufhin besuchslos.
2. Woche – Post von R.: SĂĽĂźe, das ist eine glatte LĂĽge. Die Leiterin/Direktorin ist Frau M., die Telefonnummer des BĂĽros in der Burg lautet xxx! Ich besuche dich am kommenden Wochenende! Habe schon ziemlich Sehnsucht. — Ja, so war R., immer fĂĽr Gags und Ăśberraschungen gut.
Die Tage mit unseren Ferienkindern gestalteten sich abwechslungsreich. In der Gruppe, die ich zu betreuen hatte, waren vierzehn Volksschulkinder. Zwei hatten Heimweh und wurden liebevoll getröstet. Die echten Pädagoginnen sorgten fĂĽr viel Abwechslung und SpaĂź. Die Unterbringung in Schlafsälen – ich schlief im gleichen Raum wie meine Gruppe – wäre heute undenkbar.
Am Wochenende kam R. mit seinem Moped angebraust und fuhr frech in den Burghof, was mir verborgen blieb. Ich wurde in die Direktion zitiert. Peinlich! Die Stimmung im Direktionszimmer war … heiter! Und Frau Direktor M. stellte mir ihren Neffen R. vor!
© Giggu 2022-10-30