Es ist IMMER knapp…!

Gertraud Tabernig

by Gertraud Tabernig

Story
Seekirchen am Wallersee 2003 – 2025

Da ich ein Mensch bin, der sehr viel Mut für Neues hat und mein Unpünktlichkeits-Problem geändert gehörte, so entschied ich mich im Dez ´23 spontan dazu, nach 15 Jahren meinen sicheren Hafen des Bauernhofes, wieder einen Teil zu verlassen und mich als Kassiererin beim Interspar, zu bewerben. Gleich vorweg – mein dämlicher Mut sollte durch viele “Watschn” an der Kassa in der WEIHNACHTSZEIT; belehrt werden. Anfangs war ich nur am Freitagnachmittag dort, was zur Folge hatte, dass ich kaum eine Praxis bekam! Natürlich war ich ur-langsam! Ich machte tausend Fehler, mir taten die geduldig wartenden Kunden richtig leid! An diesem Arbeitsplatz gibt es eine Stempeluhr, mein Lehrmeister! Doch ich hab mich hier “unabsichtlich” zum Phänomen gemacht, denn es gab sicher noch nie eine Mitarbeiterin, die regelmäßig zur Stempeluhr RANNTE! Und WARUM, weil ich in meiner Pause so viel erledigen will! Während andere einfach was Essen, so hetzte ich durch den Interspar und kaufe ein. Dann möchte ich noch meinen Kaffee und ein Tortenstück soll sich auch noch ausgehen sowie der Gang zur Toilette. Dass sich das in einer halben Stunde niemals ausgeht, das sagt mir zwar der Verstand, doch mein Ego WILL MEHR! Es treibt mich an und überschreitet MEINE Grenzen! Wahrscheinlich deswegen, da auch meine Mama ÜBER MEINE Grenzen ging! So wurde ich falsch programmiert, und es kann sein, dass so meine Unpünktlichkeit entstand. Als tiefgründiger, forschender Skorpion, will ich das sehr genau wissen! Dieser Arbeitsplatz hatte von Beginn an sehr positive Auswirkungen auf meine Persönlichkeit, denn der Kontakt zu den Kunden, die kurzen Gespräche, die Herzlichkeit, die ich mitgebe, das ist einfach herrlich! So waren 15 jahrelang die Kühe meine am meist gesehenen Lebewesen, die ich hatte! Es ging mir sehr viel ab am Hof, Gespräche, Kontakte, ich war sehr einsam und fühlte mich als Trottel vom Dienst! Ich hatte kaum Selbstvertrauen, war unzufrieden und ausgelaugt! Ich sah nur meine Fehler, die ich hier machte, woanders war ich unsicher und das alles führte dazu, dass ich in der Depression landete. Doch in MEINER Arbeit blühte ich auf, so lobten mich schon viele Kunden/innen wegen meiner Herzlichkeit, denn mein Ziel ist es nicht nur zu kassieren, sondern ich möchte in jedes Gesicht ein Lächeln zaubern! Das gelingt mir sehr oft und dieses Gefühl ist herrlich! Auch mit meiner Kassierleistung bin ich mittlerweile zufrieden. Anfangs konnte ich die Begrüßung meiner Arbeitskolleginnen gar nicht fassen, denn ihre Beachtung und Freundlichkeit, waren für mich völlig neu, denn das: “Griaß di Gerti!”, war und ist jedesmal eine Umarmung meines Herzens! Und trotzdem ist die Pünktlichkeit ein Thema! Es ist verdammt schwer für mich, dass ich mich daranhalte und mich von einer noch zu erledigenden PFLICHT LOSREIßE und ich einfach, so wie mein Mann, den Ort VERLASSE! Leider werde ich nur unter Druck “heiss”, wahrscheinlich spielt auch das Adrenalin eine Rolle, das mich ankurbelt und mich in den wenig verbleibenden Minuten antreibt, dies und jenes zu tun, obwohl das für mich nur zusetzlichen Stress bedeutet und mir dadurch die Minuten abgehen, die ich zum Pünktlichsein gebraucht hätte. Schlimm ist es, wenn ich meine Chefin von der Autobahn aus anrufe und ihr sage, dass ich wiedermal zu spät komme. Danke allen, die mit mir GEDULDIG sind! Himmel, hilf mir endlich, pünktlich zu werden! Ich BIN pünktlich. Ich BIN pünktlich…

© Gertraud Tabernig 2025-01-21

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Self-help & Life support
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Reflektierend
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