Fahr schwarzer Adler.

Nach fünf Jahren ging es nicht mehr anders; Ich muss einen Platz in einem Pflegeheim für meinen Mann finden. Die MS ist so weit fortgeschritten das die Pflege Zuhause nicht mehr zu schaffen ist. Die Traurigkeit nimmt mir die Luft zum Atmen.

Dann geht alles sehr schnell. Nach der 8. Lungenentzündung und einem Krankenhaus Aufenthalt finde Ich einen Platz nur einige Geh Minuten von Zuhause. Das ermöglicht mir jeden Tag Zeit mit meinem Mann zu verbringen. Alleine im Haus springt die Traurigkeit und die Einsamkeit mich an. Der Computer wird mein Tor zur Welt. Facebook, Ebay und Wikipedia helfen mir die Zeit zu füllen. Im Schrank steht Geschirr für große Gesellschaften. Vorbei. Ich möchte Ballast Abwerfen und mich von Dingen, die mich an das, was ich nicht mehr habe erinnern verkaufen. Ich rufte die Startseite von der bekannten Verkaufsplattform auf. VW-T5 mit Dachzelt zu verkaufen. Ein weißer Bus mit einem schwarzen Adlerkopf auf der Motorhaube zieht mich in seinen Bann. Ich überlege. Wer braucht ein Zelt auf dem Auto? Sie scrollt weiter. Aber der weiße Bus geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Ich lese den Text jetzt genauer. Der Wagen steht in Plön. Nicht weit weg. Ein Anruf. Ist der Bulli noch zu haben? Ja. Morgen? Okay. Ich bin aufgeregt. Ein neuer Tag. Ich fahre los. Dreißig Minuten später steht er vor mir. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Ein kurzes Gespräch über diverse Details. Ich bin begeistert. Eine kurze Probefahrt. Das Auto ist wie für mich gemacht. Ein Handschlag und wir sind uns einig. Mit meiner Tochter fahre ich am nächsten Tag das Auto holen. Alle sagen ich sei verrückt. Du kannst doch nicht einfach, ohne mit jemanden zu sprechen oder das Auto prüfen zu lassen, so eine Entscheidung treffen.

Doch ich kann!

Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Alles veränderte sich von einer Minute auf die andere. Ich startete in ein neues Leben. Machte kleine Ausflügen in die nähere Umgebung. Übernachtete an dem Ufer der Ostsee und sah staunend die funkelnden Sterne über dem dunklen Wasser. Bei meinen Besuchen berichtete ich meinem Mann von den kleinen Unternehmungen. Er freut sich mit ihr und sagt: Wenn ich nicht mehr da bin, mach all das worauf du so lange verzichten musstest. Das war gar nicht so einfach. Ich musste mich erst mal ganz neu Orientieren. Es war ein großes Abenteuer. Ich fahre mit meinem Dackel durch die Weltgeschichte. Am glücklichsten fühle ich mich, wenn ich irgendwo im Nirgendwo auf einer Lichtung oder einem kleinen Abseits gelegenen Stellplatz die Natur genießen kann. Ich lerne Menschen kennen, die genau wie Ich das Leben in einem Bulli oder Wohnmobil genießen. Mit meiner Kamera halte ich die besonderen Momente fest. Nachts fotografiere ich die Milchstraße. Morgens bei einem frischen Filterkaffee beobachtete sie einen Dachs. Das Leben ist wieder schön. Ich habe nur einen Wunsch: Mit dem schwarzen Adler noch lange durch Europa reisen zu können und aus meinem Dachzelt auf die kleinen Wunder der Natur gucken zu können.