Fass adé!

Ulrike Nikolai

by Ulrike Nikolai

Story
im Fass – oder eben nicht

Hallo ihr Lieben,

es findet ein Schreiberling-Wettbewerb statt … falls ihr Lust habt, schickt eure Inspirationen zum Thema Fass ade bis zum 31. Januar ein …

So stand es in der Mail einer lieben Freundin.

Nanu, dachte ich … Diogenes will endlich zu leben beginnen, statt in seinem engen Domizil herumzuliegen und seinen Zeitgenossen philosophische Vorträge zu halten? Wirklich lobenswert!

Ich schaute genauer hin:

Der Wettbewerb steht unter dem Motto “Fassade”: im ĂĽbertragenen oder im wörtlichen Sinne.

Ach so. Ein Beitrag zum Thema „Fassade“.

Da ich solcherlei Zu-Fälle niemals als „Na-ja-dummer-Fehler-Phänomen“ abtue, greife ich einfach die Wortspielerei auf, fühle mich von der Idee des Fallenlassens einer Maske, des Wegrollenlassens der leeren Fassade ergriffen.

Ich fühle mich also hinein in die Rolle eines Menschen, der sich eine so enge Behausung (oder sollte ich sagen Be-Fassung?) gewählt hat.

Leben in einem Fass – was bedeutet das?

Ein Fass – in die Horizontale gebracht, sodass der Ein- und der Ausstieg nicht so schwerfallen – ist ein Lebensraum, der es nicht zulässt, dass ihn ein zweiter Mensch betritt. Ich habe darin einen zwar begrenzten, aber für mich allein reservierten Lebensraum. Deckel zu und grübeln!

Welche Tätigkeit sonst könnte meinen Tag erfüllen, wenn ich in einem Fass lebe?

Wer sich ein Fass als Behausung wählt, kann – so lange er es horizontal verwendet – mitsamt seinem Wohnraum wegrollen. Ich befinde mich in einer Lebenslage, die mir nicht zusagt … Deckel zu und wegrollen!

Moment, das ist zugleich aber recht riskant, denn … weiĂź ich, wo ich hinrolle? Vom Regen in die Traufe vielleicht und von dort aus in ein neues Fass, in dem mir das Ertrinken droht?

Wo auch immer das Fass hinrollt, steuern kann ich es auf diese Weise nicht. Wenn ich ganz großes Pech habe, stürze ich mit dem Fass in die Tiefe und befinde mich dann bald dort, wo ich für den „Fall“ hingehöre: in meinem Sarg!

Also, machen wir doch lieber ein Fass auf, fassen uns an den Händen und feiern das gemeinsame Leben!

Runter mit der Fassade, liebe Freunde – schaut euch in die Augen, spiegelt euch darin und entscheidet euch für ein un-fassbar glückliches S-EIN!

Fass adé! Und nehmt Euer Handy wieder in die Hand. Askese ist auch keine Lösung!

© Ulrike Nikolai 2025-07-11

Genres
Humor & Satire
Moods
Komisch
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