Fehler machen

Teilzeitpoetin

by Teilzeitpoetin

Story
Holzhausen am Ammersee

Wenn ich könnte, dann würde ich die Zeit zurückdrehen. Nur um all die Fehler, die ich je begangen habe, nochmal zu begehen.

Ich würde früher versagen und noch öfter scheitern, so oft wie es nur geht. Weil wenn ich damals schon gewusst hätte, was ich heute weiß, nämlich dass das Leben weitergeht und die Welt sich weiterdreht, dann hätte ich bestimmt nicht so viel Angst gehabt.

Dann wäre ich definitiv öfter falsch abgebogen und hätte mich wahrscheinlich nicht ganz so häufig selbst belogen – bei dem Versuch, mir immer wieder einzureden, mir bliebe doch noch so viel Zeit, um mein Leben zu leben.

Ein Leben, das viel zu kurz ist, um es auf die lange Bank zu schieben. Um Menschen nur so halb zu lieben und mich selbst für andere verbiegen.

Und wie gerne würde ich von mir behaupten, mir sei egal, was andere von mir denken. Wie gerne, würde ich der Stimme in meinem Kopf keinerlei Beachtung schenken.

Ich hab’ wirklich verdammt lang gebraucht, aber inzwischen ist mir klar, dass mein größter Kritiker von Anfang an immer nur ich selber war.

Und egal was ich mache, egal was ich tue, diese Stimme in meinem Kopf lässt mir doch keine Ruhe.

Sie hält mich zurück, stellt mir selbst Bein, macht, dass ich mich schwach fühle, ängstlich und klein.

Und manchmal habe ich dann Angst, dass ich diese Stimme niemals loswerde. Dass sie bis an mein Lebensende mein ständiger Begleiter bleibt. Ein dauernder Kritiker. Eine allgegenwärtige Beschwerde.

Aber vielleicht ist das auch okay so. Vielleicht muss das sogar so sein. Womöglich ist es gut, dass wir uns manchmal schwach fühlen, ängstlich und klein.

Denn nur dann, wenn wir an uns zweifeln und auch mal bereit sind, Fehler zu machen, ja möglicherweise sogar auf ganzer Linie zu versagen und komplett zu verpatzten, gelingt es uns, an diesen Fehlern zu wachsen.

Und nein, diese Welt ist, weiß Gott, nicht immer fair. Und dieses Leben, das wir führen, ist nicht immer einfach – manchmal sogar verdammt schwer.

Und trotzdem … oder nein, genauer gerade deswegen, sollten wir uns selbst öfter Mal vergeben.

Dafür, dass wir Fehler machen. Dass wir von Zeit zu Zeit scheitern. Auf ganzer Linie. Mit komplett durchgedrücktem Gaspedal. Denn am Ende sollte uns allen Eines klar sein: Wir leben gerade zum ersten und auch zum einzigen Mal.


© Teilzeitpoetin 2025-06-11

Genres
Self-help & Life support
Moods
Reflective
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