by Fleure-Belle
Feiertage sind für mich immer schwer vor allem Weihnachten oder Silvester.
Weihnachten wurde ich immer gezwungen, zu den Verwandten zu fahren. Diese Verwandten haben auf mich herab gesehen. Sie mochten mich nicht. Sie haben mir immer gesagt was ich an mir ändern muss. Sei nicht so laut. Rede doch Mal mehr. Warum guckst du immer so böse? Lächel doch mal. Zieh deinen Bauch ein. Du solltest weniger essen. Iss doch Mal mehr. Du bist zu dünn. Warum trägst du nichts Hübsches? Warum bist du nicht wie deine Schwester? Eigentlich war es nie genug was ich gemacht habe. Es war immer alles falsch. Inzwischen habe ich eine Abneigung gegen diesen Feiertag. Früher war Weihnachten immer das schönste für mich. Geschenke, besonderes essen und meine Familie. Aber ich habe auch viel an diesen Tagen geweint. Weil ich mich nicht verstanden gefühlt habe. Ich habe mich nicht gesehen gefühlt. Jeden Fehler, den ich beging, wurde so lange breit getreten, bis ich nicht mehr wusste, ob ich überhaupt etwas richtig gemacht habe in meinem Leben. Ich habe versucht darüber zu stehen. Es nicht an mich heranzulassen. Aber ich bin auch nicht für mich selber eingestanden. Ich habe nie etwas gesagt und bis heute ist der Spruch wahre den Frieden an Weihnachten in mein Gehirn eingebrannt. Ich will nie jemanden verärgern. Bis heute kann ich an diesen Tagen keine wirkliche Freude empfinden, sondern nur daran denken niemals aus der Reihe zu tanzen. Niemals jemanden von den Verwandten sehen zu lassen wie sehr ich struggel. An diesen Tagen bin ich perfekt. Keine Strähne darf falsch liegen. Die Kleidung muss mir perfekt passen, darf nichts von meinem Bauch oder meinem Körper zeigen. Das Lächeln ist mir ins Gesicht getackert. Meine Aussprache perfektes Hochdeutsch ohne Jugendsprache. Ich bin dann die perfekte erwachsene ohne das jemand sieht, dass die Maske in mein Gesicht geklebt wurde. Das kostet mich so viel kraft, das ich die Tage danach nichts mehr kann.
Silvester ist besonders schwer. Alle sagen immer, das wird mein Jahr, aber ich weiß genau, das es nicht mein Jahr wird. Ich weiß das all der Schmerz, die Angst, die Schwere bleiben wird. Ich weiß das trotzdem jeder Tag zum Kampf wird. Ich weiß, das die Luft zum Atmen an vielen Tagen mich zum Ersticken bringt. Jeder wünscht sich Glück, Hoffnung und liebe. Ich wünsche mir den nächsten Tag zu überleben. Ich kann nicht in Jahren denken, denn ich weiß nicht Mal, ob ich morgen früh aufstehen werde. Vielleicht klingt das alles ziemlich zynisch und kalt aber das ist meine Welt, in der ich lebe. Sie ist kalt und an den meisten Tagen drohe ich zu erfrieren. Es gibt nur wenig Licht und Wärme für mich vor allem, weil ich sie mir immer erkämpfen muss. Aber trotzdem stehe ich heute noch hier und das zeigt, dass ich den Kampf gegen mich selber gewinnen werde.
Ich hoffe, eines Tages kann ich all das durch andere Augen sehe aber im Moment sind Weihnachten und Silvester für mich Schwere Tage die ich nur überleben will.
© Fleure-Belle 2025-01-02