fellnase

Flaco

by Flaco

Story

ladies and gentlemen, we proudly present: lea, die löwin vom balkan! eigentlich eine vorgeschichte. die geschichte ist noch im werden. wie jede vorgeschichte, hat auch diese eine vor-vorgeschichte, eine traurige: in konjic fristete leas mutter ein karges leben als kettenhund, gefüttert, wohl nur gelegentlich, mit speiseabfällen. als die welpen kamen, so wenig, dass sie verhungert ist. in der folge dann auch 3 von leas geschwistern. bis sich jemand erbarmte, sie und ihren bruder in das franziskanerkloster brachte, wo der, aus australien stammende, bruder anthony eine auffangstation für perspektivenlose tiere eingerichtet hat, was ihm große schwierigkeiten mit der örtlichen kirchenobrigkeit bescherte (eine eigene geschichte wert). weil die geschwister so heldenhaft überlebt haben, nennt anthony sie leon (löwe) und lea, versorgt die ausgehungerten welpen mit futter und versucht, über eine tierschutzorganisation in österreich, einen platz für seine “problemkinder” zu finden. so verbringt lea ihre ersten 8 monate in einem zwinger in bosnien. nachdem ich, schweren herzens, meine piri, vor nicht ganz einem jahr, in die ewigen jagdgründe verabschieden musste, ist seither der platz für fellnasen in meiner familie vakant. zuerst habe ich die neue unabhängigkeit auch genossen, aber ein hundemensch ohne hund ist doch irgendwie unrund. so schickt mir meine mutter einen link zu leas (vor)geschichte. ihr scheint es auch an der zeit, die “hundefreie” periode langsam zu beenden, die familie wieder vollständig zu machen. den unausgesprochenen hintergedanken von frau mama, dass es mir guttun würde, statt nur auf künstlerfeste, auch mal wieder in den wald zu kommen, kann ich deutlich durchhören. kurz und gut, ich beschließe, fürs erste, zum paten der löwin zu werden. d.h., sie, bis sie einen fixen platz gefunden hat, an ein leben in einer wohnung zu gewöhnen. als pater anthony kurz darauf mit einem lieferwagen voller schützlinge in heiligenkreuz landet, übernehme ich ein dürres, verschüchtertes häufchen hund, das sich vor allem fürchtet, was sie nicht kennt. was, weil sie ihren zwinger noch nie verlassen hat, praktisch alles ist. ein fast erwachsener, traumatisierter hund ist keine leichte aufgaben, aber eine unglaublich befriedigende. schnell hat sie vertrauen zu mir gefasst, weicht mir nicht von der seite, zumindest so lange nicht, bis sie die witterung eines hasen aufnimmt. bald schon liebt sie ihre “omi” (in deren garten sie sich natürlich wohlfühlt), auch ihre adoptivgeschwister (meine kinder) hat sie schon tief in ihr hundeherz geschlossen. in kurzer zeit hat sich ihre körperhaltung vollständig verändert, wahrscheinlich erstmals in ihrem leben, trägt sie kopf und schwanz erhoben. auch wenn sie noch nicht verstanden hat, warum sie auf dem esstisch nichts verloren hat, obwohl es dort doch so verführerisch duftet, arbeiten wir, mit langsamen aber stetigem fortschritt, an den ersten kommandos. ich bin keiner der einen hund “abrichten” muss, aber “fuß”, “hier” und “steh” ist die grundvoraussetzung für ein entspanntes miteinander. wird noch dauern, aber wir sind auf einem guten weg. ein jagdhund ist sie, wird sie bleiben, da werde ich mich damit abfinden müssen. ist doch jedwede gelungene form des zusammenlebens immer auch ein sich miteinander abfinden. unnötig zu erwähnen, dass sich das mit der “patenschaft” erledigt hat. gebe sie natürlich nicht mehr her. fühlt sich gut an, wieder eine fellnasige lebens(abschnitts)partnerin an meiner seite zu wissen!


© Flaco 2025-06-24

Genres
Novels & Stories