Femme fatale: 4. Gekränktes Ego

Man könnte meinen, die Antwort von femme fatale habe das Gemüt des traurigen Liebhabers beruhigt und er würde jetzt seiner Wege gehen. Dem war aber nicht so. Still und heimlich in seinem Kämmerchen saß er Tag und Nacht, seine Rachegelüste waren erwacht. Wenn sie nicht ihm gehören wollte, dann sollte sie niemanden gehören. Niemand sollte sie kosten, so wie er es getan hatte. Jeder Andere, der sie hatte, war zu viel. In seinen Gedanken tötete er sie alle, um sie wieder „rein zu waschen“, seine femme. Danach würde sie nur noch ihm gehören, er könnte nie und nimmer genug von ihr bekommen, sein Durst war unstillbar. Er konnte nicht gebändigt werden. Es war sein Naturrecht, sie zu besitzen. Er sah sie nicht als eigenständigen Menschen, sondern mehr als sein Beiwerk an. So hatte es Gott doch schließlich auch gemeint, als er Eva aus den Rippen Adams geschnitten hatte.

Die Sehnsucht nach „seiner“ femme artete in Hass auf sie aus. Er konnte und wollte nicht verstehen, wie sie ihn einfach nicht wollen konnte. Er war das Beste, was sie haben konnte und sie lehnte ihn einfach ab. Mit welchem Recht? Er hatte alles zu bieten, was eine Frau haben wollte. Bei ihm würde sie es für immer gut haben, er war ein Gentleman. Zumindest dachte er das.

Was er dabei aber gänzlich vergaß, war, dass femme ein eigenständig denkender Mensch war und, dass sich ihre Bedürfnisse grundlegend unterschieden. Und nur weil sie eine schöne Nacht verbracht hatten, gab ihm das kein Recht femme zu besitzen. Es war auch nicht richtig, dass er alles hatte, was sie sich wünschte, denn sie hatten nie zuvor darüber gesprochen. Er projizierte seine idealen Vorstellungen in sie hinein, wie eine Frau zu sein hatte, wie sie zu denken hatte, was sie sich wünschen sollte. Daraufhin hatte er sein Leben lang hin gearbeitet. Aber immer ohne jemals mit einer Frau gesprochen zu haben. Sein Wissen hatte er aus Filmen, die voller Klisches waren. Wo ein Mann sich eine Frau einfach nahm. Und das würde er auch machen. Warte ab femme, dachte er, dein Glück kommt noch.