war nur im Gemeinschaftsraum möglich. Katastrophaler Empfang, schwarz-weiß und wie durch Nebelschleier (nur die zwei Ostprogramme!) – auch ein Tal der Ahnungslosen. Hatte sich ein Großteil der Urlauber für eine Sendung entschieden, konnte man nicht umschalten, sondern nur zusehen oder gehen. Das von uns abgeschickte Paket (4,3 kg) mit Wäsche und Andenken kostete 0,80 Mark Porto.
Ein Abend im Kulturhaus: Als im Heim die Eintrittskarten verkauft wurden, waren wir nicht da, hatten aber genau gehört, dass ein anderer Tag genannt wurde. Wir besorgten selbst Karten – 4,05 Mark/Person – und saßen sogar weiter vorn als die “freundlichen” Nachbarn aus dem Ferienheim! Die Veranstaltung “Lach einmal mit Peppi Zahl” mit dem bekannten DDR-Komiker war schön. Ich sah ihn vorher nie live. Wahrscheinlich wurden im Sommer vorrangig Erholungsorte bespielt, um den Werktätigen im Urlaub etwas zu bieten. Es gab weitere Darbietungen. Jenny Zeiser spielte auch mit. Wir fanden aufgrund der schlechten Beleuchtung im Ort kaum den Weg zum Ferienheim, kamen u. a. auch am Güterbahnhof vorbei. Vati besuchte als junger Mann eine Peppi-Zahl-Veranstaltung in Zwickau.
Runde Geburtstage: Zu Vatis 50. Geburtstag speisten wir im Ratskeller Karl-Marx-Stadt. Ein älterer Mann an einem Nachbartisch bestellte Eisbein und wickelte das Fleisch mit den Knochen in eine Zeitung, wohl für den Hund. Ich dachte, das schmeckt doch nach Druckerschwärze! Wieder zu Hause angekommen, trank Vati abends viele Jahre gelagerten Tokajer. Ich nippte nur am Glas. Vati nahm den restlichen Wein an den nächsten Abenden zu sich. Meinen 20. Geburtstag feierten wir in Zwickau. Mit meinem Partner war ich viele Jahre später im Rahmen eines Sommerausflugs noch mal im Ratskeller Chemnitz und auch mehrfach in der gleichnamigen Einkehrstätte in Werdau.
Noch mal Zinnowitz: Vati erhielt im zeitigen Frühjahr (21.3. bis 10.4.89) eine Kur über den Feriendienst der IG Wismut, Bereich “Klement Gottwald”. Er wohnte im Erholungsheim “Thälmann”. Ferienheime waren im Winter und Frühjahr Kurheime. Essenszeiten 7 bis 9, 11.45 bis 13; 16.30 bis 18.30 Uhr. Der Kurarzt wollte ihnen sportliche Betätigung verordnen. Mein Vater und sein Zimmernachbar waren sich einig. Sie wollten gern wandern, dabei blieb es. Der Zimmergenosse war Kur erfahren. Nach Wanderungen kehrten sie im “Gummistiefel” ein. Hatte man was zu trinken, brauchte man zum Wirt nichts mehr zu sagen. War das Glas leer, stand ein volles da. Bei einer Fuhre (Bier und Schnaps) durfte man künftig allerdings nur noch Bier bestellen, sonst wird man schneller betrunken. Ich rede das nur nach, probiert habe ich es nie. Vati wachte nachts manchmal auf und dachte, was ist das bloß, es klang wie ein großer Motor. Es war das Heulen des Sturms, bergehohe Wellen. Ausflüge zum Meeresmuseum Stralsund, nach Wolgast und Ahlbeck (letzterer 29 km, zwei Personen 9,60 Mark hin und zurück).
© Annemarie Baumgarten 2024-05-30