Mit Unruhe fängt es an. Als zittere der Körper, ganz leicht von innen heraus. Vielleicht kann man es mit der Aufregung vor Prüfungen oder ähnlichem vergleichen. Dann kommen die leichten Wellen der Panik. Kennst du das Gefühl, wenn du beim Treppen laufen eine Stufe übersiehst? Wenn die Achterbahn plötzlich nach unten rast? Dieses Feuer in der Brust? Es brennt. Nur ganz kurz. Und dann wird es länger. Eine kleine Flamme beginnt zu lodern. Das innere Zittern breitet sich nach außen aus und es wird immer schwieriger es bei Bewegungen der Hände zu verschleiern. Dann denkst du, dass die Leute es sehen. Diese Sorge flammt das Feuer weiter an. Du willst weg. Und dann wird das Feuer von jetzt auf gleich zu einem ganzen Flächenbrand. Das Herz rast, du tastest den Puls. 140bpm. Dabei stehst du einfach nur, du machst absolut nichts was diesen Anstieg deiner Herzfrequenz begründet. Du spürst wie dir das Atmen schwerer fällt, als sitze ein Elefant auf der Brust. Du hast das Gefühl, jeder sieht dich an und merkt es dir an. Du denkst, sie beurteilen dich. Lachen über dich. Bemitleiden dich. Du hast das Gefühl jetzt nur alles falsch machen zu können. Du kaust auf der Innenseite deiner Wange, spielst an der Nagelhaut und den Fingernägeln, vielleicht auch an einem Ring oder Armband. Dein Mund ist wie ausgetrocknet, der Magen fühlt sich viel zu voll an. Übelkeit gesellt sich hinzu. Du hörst gedämpft, als seist du unter Wasser. Deine Sicht ist anders. Du fühlst dich, als würdest du durch die Augen von jemand anderen sehen. Als würdest du einen Film sehen und nicht wirklich in diesem Körper stecken. Du hast das Gefühl innerlich zu verbrennen. Ist es dieses Mal vielleicht doch ein Herzinfarkt? Ein kleiner restlicher Funken Vernunft im Hinterkopf sagt dir, dass es nicht so ist. Aber was, wenn doch?
Ist es nicht. Ist es nie. Die Panik wütet im Körper und lässt dich fühlen als seist du auf der Flucht. Wovor willst du fliehen? Du kannst nicht vor dir selbst fliehen. Die Gefahr bleibt. Du entkommst ihr nicht. Das Feuer brennt in dir.
Irgendwann endet es. Es fühlt sich an als wären es Stunden gewesen, aber der Blick auf die Uhr verrät dir, dass es nur Minuten waren. Das Feuer wird kleiner, die leichte Unruhe bleibt. Du spürst wie deine Glieder immer schwerer und schwerer werden. Als seist du soeben einen Marathon gelaufen. Aber das bist du nicht. Du standest nur hier. Und keiner hat den Brand bemerkt, der in deinem Körper bis eben gewütet hat. Die Augen werden schwer, der Herzschlag wird wieder langsamer. Du kannst tief durchatmen. Dein Körper sehnt sich danach sich hinzulegen, sich auszuruhen. Und du stehst immer noch hier und verstehst nicht wie man so erschöpft sein kann.
Du standest doch einfach nur da.
© Shelly Further 2025-05-15