Vor langer Zeit, als die Welt noch jung war, gab es ein Element, das die Menschheit gleichermaßen faszinierte und ängstigte – das Feuer.
Diese mysteriöse Kraft brachte Licht und Wärme in die Dunkelheit der Nacht und diente als Ankerpunkt für gesellige Zusammenkünfte. Doch es war auch eine zerstörerische Naturgewalt, die mit der Macht eines wütenden Drachens ganze Landschaften verwüsten konnte.
In grauer Vorzeit versammelten sich die Menschen um lodernde Lagerfeuer, um sich vor den Schrecken der Dunkelheit zu schützen. Das Feuer wurde zu einem Hüter der Gemeinschaft, denn um die wärmenden Flammen herum wurden Geschichten erzählt und Träume gewoben. Es gab kaum etwas Magischeres, als den flackernden Tanz der Flammen zu beobachten und die hypnotisierende Wärme zu spüren. Hier fühlten sich Menschen zu Hause und in Sicherheit.
Das Feuer besaß jedoch auch eine unbändige Kraft, die sich als Naturgewalt entfesselte. Wilde Feuerbrünste fegten über das Land und hinterließen nichts als Asche und Zerstörung. Die Menschen mussten lernen, das Feuer zu beherrschen, um nicht von ihm beherrscht zu werden. Und so taten die Menschen genau dies. Sie fanden Wege, das Feuer zu beherrschen und es für ihre Zwecke zu nutzen.
Mit den Jahren wurde das Feuer ein unverzichtbarer Helfer im täglichen Leben, denn mit seiner Hilfe konnten die Menschen Nahrung zubereiten und Metalle schmelzen. Es entfachte die Glut der Kreativität, die die Grundlage für die menschliche Zivilisation bildete.
Feuer war auch Quelle der Inspiration für unzählige Künstler, Dichter und Denker. In den Flammen fanden sie nicht nur äußere Wärme, sondern auch innere Leidenschaft, die ihre Kreativität beflügelte. Doch während das Feuer auf der einen Seite die Entwicklung der Menschheit vorantrieb, wurde es auf der anderen Seite auch weiterhin immer wieder zur Ursache von Katastrophen. Und als die Jahre voranschritten, so verstanden auch die Menschen langsam, dass sie das Feuer niemals wirklich bändigen konnten.
Die Geschichte des Feuers erzählt von den Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz, von der zerstörerischen Kraft und der nützlichen Wärme des Feuers, von der Gefahr und der gleichzeitigen Faszination.
Möge das Feuer uns stets daran erinnern, dass wir Teil einer größeren Ordnung sind und dass wir uns in Ehrfurcht vor der Natur und ihren Kräften beugen dürfen. Lasst uns das Element Feuer mit Respekt und Dankbarkeit behandeln, denn es wird immer ein wichtiger Teil unserer Geschichte und unserer Zukunft sein.
Bändigen und beherrschen werden wir es niemals können, noch sollte dies unser Anspruch sein.
Doch die Glücklichen unter uns, die verstehen sich darauf, mit dem Feuer zu tanzen.
© Leonie von Hartmann 2023-08-01