Frangelico mit Limette, von seinen Lippen

„Eine Runde Frangelico mit Limettenspritzer für meine Herzmenschen“, eröffnet Kerem die erste Runde Shots. Gläser klirren, Stimmen vermischen sich und als Fatu aus ihrem Gedankentreiben wieder im Jetzt ankommt, bemerkt sie, dass sich die Gasse gefüllt hat und die Menschen Schulter an Schulter, Rücken an Rücken stehen. Die vier nehmen sich ein Glas, stoßen an und lassen das säuerlich-süße Haselnusswunder langsam und genüsslich in den Mund fließen, dort kurz verweilen und schlucken es dann andächtig hinunter. Schluck für Schluck, von exen keine Spur. Frangelico sauer ist zum Zelebrieren da, nicht zum kopflosen Verschlingen.
Fatu beobachtet Leon, wie er sich genüsslich mit der Zunge über seine Lippen leckt nachdem er sein Glas leer getrunken hat, um ja keinen Tropfen des flüssigen Zaubers zu verschwenden. Wie Frangelico wohl von seinen Lippen schmeckt?! Fast sehnsüchtig fährt sie sich ebenso mit der Zunge über ihre Lippen.
Während sich Wasserrunden mit alkoholischen Getränken abwechseln, wird das Gedränge größer, die Stimmung noch aufgeheizter. Entspannt aufgeheizt. Fröhlich ausgelassen. Fatu sucht den Körperkontakt zu den Jungs. Inmitten eines Geruchscocktails aus Schweiß, viel zu starken und aufdringlichen Parfumschleiern, die in der Luft hängen und Alkoholfahnen, die immer wieder zu ihr hinüberschwappen, atmet sie lieber in die T-Shirts der Jungs ein, die mit dem vertrauten Waschpulver durchzogen und mit zurückhaltenden Parfum- und Deodüften bestäubt sind. Ihr Blick verfängt sich in Leons Blick, der schon länger auf ihr zu ruhen scheint. Sie kann ihn nicht so ganz deuten. Irgendwie ist es der Blick, mit dem er sie immer anschaut, weich, neugierig, liebevoll. Aber heute schwingt da noch etwas anderes mit.
‚Ihre Energie heute… Ich komm. Nicht. Drauf klar.‘ Wenn Leon es nicht besser wissen würde, würde er denken, sein Kopf würde gerade verdreht werden. Aber es ist Fatu. Ja in aller Welt! Es ist Fatu. Die Frau, wegen der er in zahllose Lachkrämpfe ausbricht, die ihre Gefühle tagtäglich für alle sichtbar als Puder in ihr Gesicht aufträgt, so nahbar und ehrlich ist wie keine andere Frau, die er kennt, bringt ihn heute mit ihrem Vibe aus der Fassung. Nicht nur in seiner Magengegend spürt er Bewegung.

„Gehen wir noch irgendwo tanzen?“, unterbricht Kerem Leons Gedanken, der seinen Kopf unmerklich schüttelt, als wolle er seine Gedanken wieder auf die Freundschafts-Bahn bringen. „Äh, ja klar“, antwortet Leon schnell, etwas zu schnell, sodass Kerem ihn leicht irritiert mit hochgezogenen Augenbrauen anschaut.
„Okaay…?“, Kerem versucht Leon zu lesen, was gerade unmöglich scheint. Er schaut Fatu an, um zu sehen, ob sie auch noch mitkommt und erhascht gerade noch, wie sie Leon eindringlich anschaut. Eindring… ‚Okay, okay, okay‘, denkt er sich grinsend, als er Fatus Blick und Leons Verhalten zusammenzählt.