by Eileen Kipp
Eines Tages wachte ich auf und befand mich in der Klapse. Wie ich dort gelandet bin? Im Moment irrelevant. Was ich dort gelernt habe? Eine Menge.
Die Bedeutung von KKKUKK (kein Körperkontakt unter Klapsenkindern), die Antwort auf die Frage, ob man mehrere Tage oder gar Wochen ohne Handy überleben kann (ja, kann man, evtl. landet man aber in der Geschlossenen aufgrund von Entzugserscheinungen), sowie die Geschichte der Suiziege.
Ich war 17 Jahre alt, kurz davor mein 11. Schuljahr (vielleicht aber auch mein Leben) zu beenden, als meine Therapeutin und meine Psychiaterin entschieden, es sei es wohl am besten für mich, wenn ich für einige Zeit stationär in einer Psychiatrie aufgenommen werden würde. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich bereits knapp ein Jahr in psychiatrischer, sowie psychotherapeutischer Behandlung, mein Zustand hatte sich jedoch in den vergangenen Monaten konstant verschlechtert. So weit verschlechtert, dass ich niemandem mehr versprechen konnte weiterhin am Leben zu bleiben. Seit Monaten schon kämpfte ich täglich mit meinen Suizidgedanken. Ich hatte eine Zeit hinter mir, in welcher ich mich durch jeden einzelnen Tag kämpfen musste. Ich schrieb meine Klausuren, ich ging täglich zur Schule, ich funktionierte. Irgendwie.
Mein Alltag bestand aus purem Überleben. Ein täglicher Kampf gegen eine schier unendliche Masse an emotionalen Schmerzen: Schuldgefühle. Angst. Einsamkeit. Leere. Taubheit.
Innerlich war ich längst kein Teil des Lebens mehr.
Der Klinikaufenthalt ist mittlerweile über fünf Jahre her. Elf Monate verbrachte ich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Als ich in die Klinik kam, war ich mir nicht sicher, ob ich diese jemals wieder lebend verlassen würde. Ich war mir mit 17 Jahren ziemlich sicher, mit meinem Leben abgeschlossen zu haben. Fünf Jahre später lebe ich immer noch (außer mein Geist hat dieses Buch hier verfasst). Doch wie gehe ich damit um?
Was fängt man mit einem Leben an, was man innerlich bereits vor der Volljährigkeit abgeschlossen hat? Wie stellt man sich den Herausforderungen des Erwachsenwerdens, wenn man sich zusätzlich der Tatsache stellen muss, dass sein eigentlich letztes Kapitel nicht mit einem Punkt, sondern einem Bindestrich geendet hat – und es anscheinend mehr als eine Fortsetzung geben wird?
Wie lebe ich ein alltägliches Leben, wenn ich genügend Probleme mit dem Part des Lebens habe?
Wie mache ich weiter, nachdem ich bereits in jungen Jahren solch eine endgültige Entscheidung getroffen habe? Ganz ehrlich?
Keine Ahnung.
Aber ihr dürft mich gerne dabei begleiten.
© Eileen Kipp 2023-08-30