by Erich Stöger
Die innere Unruhe der letzten Tage und Wochen scheint verschwunden. Meine Gedanken befinden sich wieder auf der positiven Seite und das tut gut! Welch schöne Momente, welch schöne Stunden! Zufriedenheit macht sich breit und sorgt für das Anhalten meiner inneren Ruhe. Ich unterbreche das Schreiben etwas länger, denn das Verlangen, einen Gartenrundgang zu machen, ist in mir erwacht und so tue ich es.
Eigentlich hat er länger gedauert als gedacht, mein Rundgang. Das betrachte ich aber keinesfalls als Zeitverlust, im Gegenteil, er hat mir viel an Positives gegeben. Meine ersten Schritte führten mich unweigerlich zu meinen zwei Neuzugängen. Als sich der Winter dem Frühling langsam beugen musste, habe ich eine Chinazeder und einen Feldahorn gepflanzt. Beide haben bei diesen Wetterkapriolen nämlich meine besondere Aufmerksamkeit. Deshalb habe ich auch vor einigen Tagen die erdige Baumscheibe zwecks besserem Gießen, erneuert. Das Gleiche machte ich auch bei der schon wesentlich älteren Säulenkiefer. Die wächst extrem langsam und hat in zehn Jahren weniger als einen Meter zugelegt. Die unteren Blätter der Platane kann ich gerade noch berühren, was aber, so wie bei ihrer Nachbarin, ein Rotahornbaum bald nicht mehr möglich sein wird. Beide werden irgendwann wohl die größten Bäume meines Gartens (Parks) sein. Die Wipfel meiner zwei Coloradotannen und der Nordmanntanne haben in den letzten Jahren jeweils mit rund sechzig Zentimeter ein schönes, regelmäßiges Wachstum vorgelegt. Vielleicht von diesen angespornt, legen auch die drei roten Säuleneichen rasch an Wachstum zu. Die Blauzedern hingegen wachsen wesentlich langsamer, aber auch sie wachsen. Bei der Hainbuchenallee, so denke ich mir, könnte ihre Höhe so bleiben, wie sie jetzt ist. Leider kann ich dies nicht beeinflussen oder besser gottseidank. An ein Gießen dieser Bäume ist nicht zu denken. Die Erde ist total verhärtet und das Wasser würde sofort verrinnen und nicht versickern. Aber sie sind ja bereits groß und stark genug, um solchen Witterungsverhältnissen zu trotzen.
Nachdem ich mir sicher war, keinen der anderen Bäume vernachlässigt zu haben, kehre ich auf die schattige Terrasse zurück und vollende diese Geschichte auf Papier mit Bleistift, denn der Laptop hat seinen Platz zu Hause. Die angenehme Stille ist noch immer vorhanden, nur der Wind wird etwas stärker. In der Sonne ist dies angenehm, auf der Terrasse sorgt er doch eher für eine leichte Kühlung. Nun ist es aber doch an der Zeit, eine kleine Stärkung einzunehmen. Danach tue ich, was ich eigentlich den ganzen Tag tun wollte, und greife zum mitgebrachten Buch. Thomas Mann versetzt mich gerade mit seinem gewaltigen Familienepos in das neunzehnte Jahrhundert. Im Buch regelrecht versunken, verliere ich mein Zeitgefühl und merke erst bei einer wiederholten kleinen Leseunterbrechung, dass viel Zeit vergangen ist und die Sonne sich bereits zum Untergang neigt. Passt irgendwie zum Inhalt meines Buches, denke ich, und schließe es, nachdem ich ja doch einige Kapitel verschlungen habe.
Ich nehme die Stille und die Natur, die mich umgeben, noch einmal in mich auf und denke: Gibt es Schöneres als ein kleines Gartenparadies?
© Erich Stöger 2025-08-14