Diese Geschichte ist tatsächlich vor 3 Jahren passiert und wird seither auf jedem Familienfest mindestens einmal zum Besten gegeben.
Meine Eltern haben vor einigen Jahren ein neues Haus gebaut, das als Passivhaus nur einen Holzofen und Solarplatten zum Heizen/Warmwasser nutzt. Der erwähnte Ofen steht mitten in einem kleinen, aber feinen Esszimmer, sodass man am Tisch einen perfekten Blick auf das gemütliche Feuer hat. Unser Hund hat es ganz nebenbei geliebt, sich ungefähr 2 cm vor der Scheibe zu platzieren und sich die platte Boxernase verbrennen zu lassen (natürlich nicht wortwörtlich).
An einem schönen Herbsttag, der Ofen war gerade aus, saß meine ganze Familie beim Mittagessen. Wir reden alle immer ziemlich laut und viel, sodass anfangs keiner bemerkte, dass unser Hund etwas aufgeregt im Zimmer auf und ab lief. Irgendwann bemerkte meine Schwester ein leises Klopfen, als würde jemand an eine Glasscheibe pochen. Da unser halbes Erdgeschoss verglast ist, ging meine Mutter direkt an die Fenster und schaute nach, ob der DHL-Paketbote vielleicht mal wieder die Eingangstür nicht gefunden hatte. Aber es ließ sich niemand entdecken. Das Klopfen hielt jedoch an und meiner kleinen Schwester fiel auf, dass der Hund nun verdächtig lange in den Ofen starrte. Kurz darauf stieß sie einen spitzen Schrei aus: „Da ist eine Ente drin!“. Wir schauten sie alle nur völlig verwirrt an. „Wo ist eine Ente?“, fragte meine Mutter und blickte automatisch nach draußen um den Vogel zu erspähen, den meine Schwester so in Aufregung versetzt hatte. „Nein, hier im Ofen!“, meinte meine Schwester erneut und zeigte völlig entgeistert auf die gegenüberliegende Seite. Nun drehten wir uns alle in die angezeigte Richtung & tatsächlich: Das Klopfen kam von einer waschechten Ente, die uns hinter der Scheibe mit ihrem Blick fixierte. Sie hatte immer wieder mit ihrem Schnabel gegen das Glas gepocht – kein Wunder das unser Hund langsam durchdrehte.
Keiner bereitet dich im Leben darauf vor, was zutun ist, wenn du eine lebendige Ente in deinem Ofen hast. Wir starrten uns alle nur ungläubig an. Schließlich machte mein Vater das große Fenster zum Garten auf & wir positionierten uns wie ein menschlicher Schutzschild vor der Treppe und den anderen Räumen, um der Ente den Weg zur Freiheit zu weisen. Auf ein lautes „Go“ riss meine Mutter die Ofentür auf und der Vogel flatterte – Gott sei Dank – zielstrebig auf den Ausgang zu. Wir konnten nicht fassen was gerade passiert war. Mein Vater erklärte uns dann, dass es eigentlich unmöglich für so einen Vogel sei, durch die vielen Windungen des Ofenrohrs überhaupt hineinzugelangen, geschweige denn, nicht irgendwo festzustecken. Eine Ente ist ja nicht gerade klein und wendig. Aber irgendwie hatte genau dieses Exemplar das Unmögliche geschafft. Man konnte nur froh sein, dass wir vorher nicht den Ofen angemacht hatten. Sonst hätte es in unserem Haus schon bald wie beim Chinesischen Schnellimbiss gerochen.
© Caecilie_Klimt 2021-04-27