Geburtstag im Himmel?

Heute vor 13 Jahren haben wir das letzte Mal miteinander telefoniert, da ich dir zum Geburtstag gratulieren wollte und es furchtbar gefunden hätte, bis Mitte Februar zu warten, bis wir uns wieder einmal gesehen hätten. Deswegen wählten meine Mama und ich am Morgen des 29.01.2007 die Nummer, die mir auch heute noch so vertraut ist, und besangen deinen Geburtstag.

Lachend bedanktest du dich und hast uns gelobt für die dann doch etwas schiefen Töne. Der Wille zählt und die Freude hörte man dir trotz der frühen Stunde an. Wir plauderten noch ein bisschen und dann … war das Gespräch zu Ende. Das war das letzte Mal, dass ich deine Stimme gehört habe.

Manchmal erscheint es einem so banal, wenn man daran denkt, was man noch hätte sagen oder machen können, aber man weiß eben dann doch nie, was das Leben einem bringt bzw. wen es uns wegnimmt. Natürlich “hätte” ich noch sagen können, dass ich mich auf unser Wiedersehen freue. Natürlich “hätte” ich sagen können, dass ich dich lieb habe und mich jetzt schon wieder aufs Bauernschnapsen freue. Natürlich “hätte” ich auch sagen können, dass wir unbedingt gemeinsam essen gehen müssen, in ein Lokal, wo du noch nie warst, nur damit du einmal etwas anderes siehst, aber leider wusste ich eben nicht, dass du einen Monat später nicht mehr bei uns sein würdest.

Wenn man im Nachhinein darüber nachdenkt, was die letzten Worte gewesen sind, die man jemandem gesagt hat, wird man schnell demütig, denn manchmal sind es nicht die schönsten Worte, die man je gewechselt hat. Hier war es – Gott sei Dank – anders, denn meine letzten Worte waren, dass du dich feiern lassen und du einen schönen Geburtstag verbringen solltest. Ehrlicherweise bin ich dankbar dafür, dass ich meine letzten Worte an dich nicht im Zorn gesprochen habe, denn dann wäre meine Erinnerung an unser letztes Gespräch massiv getrübt durch mein eigenes Verschulden. Manchmal kann man die Worte aber nicht rückgängig machen, auch wenn man wollen würde, denn gesagt ist gesagt. Im Zorn Ausgesprochenes ist das Schlimmste, denn das Gewissen und die Schuldgefühle nagen dann an einem. Wie gesagt, bei mir war es nicht so und dafür bin ich dankbar.

Heute wärst du 86 Jahre alt geworden und auch heuer würde ich dir gerne alles Gute wünschen, aber ich kann nicht mehr, deswegen denke ich es mir und hoffe, dass es dir – egal, wo du auch sein magst – gut geht und du mit Stolz auf deine Enkel herabsiehst.

Alles Gute, Opa!