Ich konnte nicht anders als laut auflachen, als ich seine Gegenantwort hörte. Verdammt, wie lange ist es her, dass ich mein Lachen gehört hatte? Oder sollte ich mich eher fragen, wie lang es her ist, dass ich uns gemeinsam lachen gehört hatte? Mein Magen zog sich bei diesem Gedanken zusammen, aber so schnell die Gedanken kamen, so schnell waren sie auch schon verschwunden.
Am liebsten hätte ich meine Augen geöffnet, aber ich traute mich nicht. Vielleicht war das auch gut so, denn wer weiß, was mich dann erwartet? Das war der einzige Moment, in dem ich mich freiwillig von der Angst leiten ließ und meine Augen sogar fester zusammen kniff. Ich wollte nichts sehen. Selbst wenn es die Wahrheit ist.
„Mein Kind?”, fragte er nach, da ich wohl ruhiger war, als er mich normalerweise kannte: „Was ist los?” Seine besorgte Stimme, die ich in letzter Zeit so vermisst hatte, verleitet nur dazu, dass meine Gedanken lauter wurden und mir Erinnerungen wieder hochkommen, die ich mit ganzer Kraft verdrängt hatte.
„Sag mir, wie kann ich meine Gedanken unter Kontrolle bringen?”, presste ich noch mit letzter Kraft raus und spürte direkt, wie seine Hand ihren Platz auf meiner Schulter zurückfand und mir das Gefühl gab, dass ich wieder etwas leichter atmen konnte. „Deine Fragen werden immer schwieriger.” Ich schluckte schwer nach dieser Aussage und wollte mich entschuldigen, aber da sprach er schon weiter: „Ich weiß nicht, ob meine Antwort dir helfen wird, aber das einzige, was ich dazu sagen kann, ist, dass du die einzige Person bist, die deine Gedanken bestimmen und somit auch kontrollieren kann. Niemand anderes kann in deinen Kopf schauen, geschweige denn, deine Gedanken beeinflussen. Natürlich können dir deine Mitmenschen Ratschläge geben und dir vielleicht für einen kurzen Moment Frieden verschaffen, aber das war’s auch schon mein Kind. Der Rest liegt an dir und deiner Kraft, die du von mir und deiner Mutter hast. Gedanken können deine Freunde, aber auch gleichzeitig deine Feinde sein. Die Kraft liegt ganz alleine bei dir und ich weiß, dass es sich einfacher anhört, als es ist, aber es fängt schon bei den Kleinigkeiten an.”, erklärte er mir, während ich langsam merkte, wie sehr mich seine Worte wirklich trafen.
Er hatte recht, aber so sehr ich es versuchte, es ging nicht. Ich bekam es nicht hin, wie jetzt. „Du hast die Kraft, mein Kind. Du bestimmst dich und deine Gedanken. Du schaffst das.” Ich bin immer wieder geschockt, wie gut er mich kannte und mir sogar in diesem Moment Mut zusprach, wie er es schon immer getan hatte. „Du schaffst das.”, sprach er erneut und ich versuchte es. Ich versuchte gegen meine Gedanken zu kämpfen und ging gedanklich durch seine Worte, bis ich wirklich Ruhe in meinem Kopf vorfand.
„Besser?” Ich nickte und atmete auch erleichtert laut aus. „Lass uns die Frage wechseln, bevor wir uns zu sehr vertiefen.” Erneut nickte ich und dankte ihm, dass er das Thema wechseln wollte, denn ich hatte noch genug Fragen, die eine Antwort bedurften.
© Somia Sarwari 2022-06-06