Gedankenblase

Kendra Mersch

by Kendra Mersch

Story

Seifenblasen fliegen Richtung Himmel. Sie winden sich umeinander und bilden einen riesigen Schwarm. Und doch berĂŒhren sie sich nie.

Seifenblasen fliegen Richtung Himmel. Sie schillern in den unterschiedlichsten Farben, die sich sekĂŒndlich verĂ€ndern. Sie bilden ein wunderschönes Bild aus Farben. Wer steht am Boden und gebĂ€rt diese wunderschönen Perlen? Diese so perfekten RĂ€ume?

Seifenblasen fliegen Richtung Himmel. Um sie aufzuhalten, mĂŒssen sie platzen. Sie sind durchsichtige wunderschöne Ornamente. Doch nur aufgrund ihrer Ästhetik sollten sie Richtung Himmel in ihr Verderben fliegen?

Es ist warm und glatt in einer Seifenblase. So geschĂŒtzt von jeglichem Wind, doch gefangen im Inneren der Kugel. Man schwebt abgeschottet von allem. Nur umgeben von den fragilen bunt reflektierenden WĂ€nden. Jede konkrete BerĂŒhrung dieser WĂ€nde könnte zum Verderben fĂŒhren.

Und so sitzt man in einer Seifenblase und streckt nicht einmal die Hand aus. Denn sie zu zerstören und zu fallen scheint zu gravierend, zu schrecklich. Und doch merken wir nicht, dass wir immer weiter Richtung Himmel schweben. Uns immer weiter von anderen entfernen und den Boden unter den FĂŒĂŸen verlieren.

In einer Seifenblase ist man sicher. Es gibt keinen Austausch. Niemand der mit dir redet, mit dir diskutiert. Du bist beschĂŒtzt. Abgeschottet. Allein.

Eine Seifenblase ist durchsichtig, doch Wenige schauen nach draußen. Wenige sehen den Schwarm, der neben ihnen schwebt. Ist es nicht seltsam, wie wir die eigene sichere Blase dieser bunten Vielfalt vorziehen?

Wie wir lieber langsam in unser Verderben fliegen, als das Risiko einzugehen, höher zu fliegen? Es ist als wĂ€ren wir gefangen in unserer eigenen Freiheit. Wir ziehen es vor in unserer eigenen Gedankenblase zu bleiben. Ohne Berichtigung oder Kritik. Und vielleicht fliegen wir fĂŒr immer weiter nach oben, bis es zu spĂ€t ist.

Unsere Blase ist fragil und doch wir spielen uns vor, dass sie sicher ist. Ohne zu beachten, dass ein gemeinsamer Grund genauso sicher sein könnte.

Denn wir alle stecken in solch einer Blase. Nur wenige lassen sie platzen. Nehmen den Fall in Kauf und sehen die Schönheit eines solchen Schwarms von außen. Denn nicht eine einzelne Gedankenblase, nicht eine einzelne Kulturblase ist es, die dieses Bild so idyllisch macht. Es ist die Ansammlung. Die Vielfalt vom Schwarm wo jede Blase andere Farben annimmt.

© Kendra Mersch 2022-08-28

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